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volle Hälfte der Thorheiten vergeben wollen, die er im Stile des Stuttgarter Beobachter geleistet hat. Er mag uns seinerseits dafür verzeihen, daß wir das Buch nicht schon in seiner ersten Auflage besprochen haben — die gegenwärtige ist die zweite — und die Leser sind gebeten, desgleichen zu thun. Es war eine Unterlassungssünde, aber eine in der That verzeihliche — die große deutsche Revolution von 1866 stand damals am Horizonte.
Die politischen Ansichten Tillier's stehen für uns in zweiter Linie, und wir theilen seinen Haß gegen gewisse Erscheinungen und Einrichtungen und seine idealistische Auffassung der Welt nur bis zu einem mäßigen Grade, der sich uns nur steigert und zu völligem Einklang wird, wenn er, die Anmaßung eines übermüthigen Adels, den Aberglauben eines unduldsamen und herrschsüchtigen Klerus und die Selbstsucht eines geschwollenen Pfahlbürgerthums angreift oder wenn er das strebsame Treiben politischer Jndustrieritter, etwa in der Gestalt Dupins, an den wohlverdienten Pranger stellt, worüber man die biographische Einleitung nachlesen wolle. Wir haben es hier in der Hauptsache mit dem Schriftsteller Tillier, nicht mit dem Politiker zu thun, und in jener Beziehung pflichten wir Pfau vollständig bei. Reich an Inhalt, der Form wie Wenige mächtig, scharf und doch anmuthig, voll köstlichen Humors und beißenden Spottes, ist Tillier der echte Ausdruck des Geistes jener fröhlichen Gegend des alten Gallien, die Paul Louis Courier und den Altvater der französischen Satiriker, den lustigen Rabelais hervorgebracht hat. Seine Streitschriften, aus denen Pfau ausführliche Proben mittheilt, stellen sich den Pamphleten Courier's würdig an die Seite. Dieselbe reizende Natur und künstlerische Fertigkeit, dasselbe Feuer, der gleiche Schwung, die gleiche Fülle der Empfindung und die gleiche Kraft der Ironie, und wenn Tillier bisweilen nicht so fein und zierlich schreibt wie sein Vorgänger, so übertrifft er ihn an Ursprünglichkeit, an unerwarteten Wendungen und überraschenden Bildern, und so hat er einen gewissen ländlichen Beigeschmack, der höchst wohlthuend wirkt, die würzige Herbigkeit des Volkes, aus dem er hervorgegangen ist. Als humoristischer Poet aber nimmt er durch lyrisches Gefühl, durch plastische Gestaltungskraft und vor allem durch Erfindung hochkomischer Personen und Situationen in der französischen Literatur eine geradezu einzige Stelle ein. Wir hoffen, die Leser werden uns hierin Recht geben, wenn wir ihnen im Folgenden den condensirten Onkel Benjamin vorführen, noch mehr aber, da ein solches Storchschnabelvtld, namentlich auf dem Gebtete des Humors, nothwendigerweise immer viele Reize des Originals entbehren wird, wenn sie das allerliebste Buch selbst lesen.
Die Zeit, in welcher unsre Geschichte spielt, ist etwa die Mitte des vorigen Jahrhunderts, der Schauplatz Clamecy, der Geburtsort unseres Schriftstellers, und dessen Umgebung. Jene Zeit gefällt dem Verfasser als Humo-