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über die Zunftverpflichtung hinaus. Wer um der Hütte willen irgend in Kosten kommt, dem soll es aus der Büchse ersetzt werden. „Und wäre es auch, daß einer in Kummer käme mit Gerichten oder mit anderen Dingen, das die Ordnung berührte, da soll je einer dem anderen, es sei Meister oder Geselle Hülfe und Beistand thun, bei dem Gelübde der Ordnung. Wie weit diese Beihülfe ging, ist aus der Bestimmung zu ersehen, daß von jeder ordentlichen Bauhütte, „wo ein Buch ist/' alle Jahre ein halber Gulden in die Büchse von Straßburg zu zahlen war; solange, bis daß die Schuld bezahlt ward, die Man in dieselbe Büchse schuldig ist. Woher diese Schuld stammt, ist nicht zu ersehen. Doch läßt nachstehendes Statut auch die Deutung zu, daß Straß- burg die Organisationskosten übernommen hatte und sich dieselben ratenweise wiedererstatten ließ.
Hier wäre nun der Ort einige Bemerkungen über die Technik der Stein- hauerei und den Bildungsgang der Meister anzuschließen. Es müßte interessant sein zu erfahren, wie sie diejenigen Kenntnisse erwarben, die sie befähigten so bewunderungswürdige Werke zu schaffen. Indessen ist leider auf diesem Gebiete Ausbeute noch viel dürftiger als auf dem der Malerei. Was zunächst das Handwerkszeug und die Werkzeuge betrifft, so ist zu bemerken, was ja gar nicht so wunderbar ist, daß sich alles dies bis aus den ^amen und die Form fast unverändert bis auf die Gegenwart erhalten hat. Das vorhin angeführte Steinmetzbüchlein nennt folgende Werkzeuge:
Zirkels Kunst und Gerechtigkeit, Der Masstab hat Kunst mannigfalt,
Den on Gott niemand uslait Wird auch gebrucht von jung vud alt.
Das Winkclmos hat Kunst genug Die Wog ist gar hoch zu loben,
^enn man es braucht an Ortes Fug. Die zeigt an den rechten Kloben.
Und Grabsteine, Siegel, Wappen und Denkmale zeigten uns die noch jetzt übliche Form. Es werden außerdem abgebildet und genannt Kelle, Orter, (Spitzmeißel — der Name findet sich noch als ein Schuhmacherwerkzeug), 3weispitze, Schröteisen und Garbaffen.
Die heute gebräuchlichen Schablonen aus Zinkblech wurden damals aus Holz gearbeitet und hießen Maßbretter. Zum Aufwinden der Steine brauchte Man die noch bis in neuere Zeit üblich gebliebenen Scheeren, deren sichelförmige Arme den Stein fassen, während an den oberen beiden Enden das Seil befestigt ist. Ich erinnere mich auf einer Miniatur der romanischen Periode ^nen solchen Apparat gesehen zu haben und möchte in ihm die Lösung einer ^cht hinreichend erklärten Erscheinung finden. Man trifft an alten romanischen Bauten bisweilen jeden Quader in der Mitte mit einem eingehauenen Punkte versehen. Dies kann weder eine Verzierung, noch auch, wie man Annimmt, ein Nichtezeichen sein, da sie ziemlich unregelmäßig stehen. Sie Grenzbotm IV. 187S. 24