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Die Oktoberwahl in Ohio und Karl Schurz.
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Z)ie Mtoberwaljl in Ahio und Karl Schurz.

Wir haben in einer der letzten Nummern dieser Zeitschrift (1. Oktober­heft, S. 69 ff.) darauf hingewiesen, daß die Geldfrage sehr wahrscheinlich einen argen Riß in der nationalen Demokratie der Bereinigten Staaten her­vorrufen würde, insofern ein großer Theil der demokratischen Partei, nament­lich derjenige, welcher den Osten der Union repräsentirt, für möglichst baldige Wiederaufnahme der Baarzahlung (sxeeie - Moment) und gegen Vermehrung des Papiergeldes ist, während ein nicht minder großer, vielleicht noch größerer Theil dieser Partei, derjenige, welcher die Mittelstaaten (Ohio und Pennsyl- vanien) und den Westen der Union in seiner Gewalt hat oder zu haben glaubt, für Vermehrung des Papiergeldes, d. h. Inflation und folgeweise Nepudiätion der nationalen Staatsschuld, eintritt. Zugleich machten wir darauf aufmerksam, daß die Staatswahl in Ohio, in der sich einerseits Republikaner und andererseits Jnflations - Demokraten gegenüberstanden, so­wohl hinsichtlich der Geldfrage, als auch der im nächsten Jahre stattfindenden Präsidentenwahl von der höchsten Bedeutung sein würde.

Unterdessen hat nun diese Staatswahl von Ohio in der ersten Hälfte des Oktobermonats stattgefunden und, wie der Telegraph bereits gemeldet hat, mit einem Siege der republikanischen Partei und einer entscheidenden Nieder­lage der Jnflalionsdemokratie geendigt. Die Tollheit und der Uebermuth von inflationistischen Demokraten, wie Gouverneur Allen und Ex-Senator Hendricks, sind bitter bestraft worden, und die ehrliche und gesunde Politik der Hartgeld-Partei ist triumphirend aus der Ohio - Wahlschlacht hervor­gegangen. Es soll unsere Aufgabe sein, in Nachstehendem die Hauptursachen der Niederlage der Ohio - Demokratie und ihre etwaigen Folgen etwas näher Zu beleuchten.

Verschiedene Anzeichen in dem politischen Entwickelungsgange der Ver­einigten Staaten hatten schon seit längerer Zeit darauf hingedeutet, daß die seit 15 Jahren am Stnatsruder befindliche Partei der Republikaner im ameri­kanischen Volke an Boden zu verlieren beginne. Die Frage der Neger­sklaverei, welche im Wesentlichen zur Entstehung und Bildung der republi­kanischen Partei, die im Jahre 1860 in Abraham Lincoln ihren ersten Präsi­denten erwählte, beigetragen hatte, durfte in der Hauptsache als gelöst er­scheinen. Die Nebenaufgaben ssiäs isLuos) dieser Partei waren mehr unter­geordneter Natur und konnten auch, ohne daß letztere die herrschende Partei blieb, erfüllt werden. Dazu kam, daß die Mißregierung und die Corruption republikanischen Partei von Jahr zu Jahr stiegen; ja, vielleicht wäre die­selbe schon bei der Präsidentenwahl im Jahre 1872 unterlegen, wenn nicht