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Herbsttage in Schwaben. 2. :
(Hohenneuffen. Urach. Eningen. Die Achalm. Lichtenstein. Reutlingen. Die Hohenzollern. Die Schwarzwaldbäder. Hirsau.)
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Zollernsche Stamm in zwei Aeste, wovon der eine in Franken das Haus der Burggrafen von Nürnberg gründete, der andere durch Rudolf's Sohn Friedrich IV. die väterlichen Erbgüter in Schwaben erhielt. Die Geschichte erzählt nun mehr von den ersteren, deren zehnter, Friedrich VI., Heuer sind's 601 Jahre, daß er geboren wurde, in den Besitz der Mark Branden­burg mit der Kurwürde gelangte und der eigentliche Ahnherr derer wurde, die als Könige Preußens die verfallene Stammburg aus den Trümmern wieder so herrlich auferbaut haben. Unter Friedrich VII. von Zollern, dem Oettinger, wie er hieß, war diese jämmerlich zerstört worden. Mißgeschick hatte den edlen Grafen verfolgt; gegen die Wittwe Graf Eberhard's von Würtemberg, dessen Rath er gewesen, hatte er, als er ihr den Dienst auf­gekündigt, das trotzige Wort gesprochen:Kann mich auch ein giftiges Weibsbild verschlingen?" sie aber ihm drohend erwidert, wie Gustav Schwab singt:

Verschlingen allerweg will ich

Dein Gut, dein Schloß, dein Leben, dich!

Kein feiges Weib, wie du geglaubt,

Es traf dein Spott ein Fürstenhaupt."

Er unterlag der Feindin und sein Schloß ward gebrochen. Was sein Sohn Niclas wieder herstellte, war nur ein kümmerlich Ding. Jetzt aber ist der Hohenzollern eine Königsburg, wie sie würdig ist des Geschlechts, das die deutsche Kaiserkrone trägt. Kein anderes Haus hat sie die verlassene, vereinsamte Stätte seiner Ahnen geehrt. Die Hohenstaufen konnten freilich ihrer Stammburg sich nicht mehr annehmen. Aus den Brettern eines Schaffots zimmert man kein Königshaus. Aber sühnend und vergeltend haben ihre Erben in der Kaiserkrone in dem Stammland beider, in der Herrlichkeit ihrer Burg auch die vergangene und verschwundene des Hohenstaufens uu't erneuert.

Halb Festung, halb Schloß ist die heutige Hohenzollernburg. Mächtige Borwerke und Befestigungsmauern stützen den hohen Bau des letztern. in welchem uns der ganze Glanz einer feudalen Burg des 13. Jahrhunderts entgegentritt. Durch einen schneckenartig aufsteigenden Tunnel gelangt man aus dem untern in den obern Burghof; der treue Geselle aller alten Burgen, ^r Epheu, schlingt sich auch um diese neue, in deren Gemächern königliche Pracht in Ausstattung und Einrichtung, auch in reichen Gebilden der Kunst, sich entfaltet. Die evangelische und die katholische Kirche, welch letztere aus der uralten Burgkapelle erbaut ist. schließen die beiden Seitenflügel des Schlosses ^b. Ihre Glocken läuteten eben den Morgengruß hin über Wald und Flur. Auch von Hechingen tönten gleiche Klänge heraus. Ich überlegte mir. in Na'he und Ferne schauend, mein ferneres Wanderziel. Ein Städtchen dort.

Grcnzbotm IV. 1874. ^