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Proben gleichzeitiger Volkslieder über die Schlachten bei Hemmingstedt (1404 u. 1500) : in neuhochdeutscher Uebertragung mitgetheilt.
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Sl3

Der uns den großen Gardherrn erschlug, Des hätt der große Reimer von Wimer- Das will ich euch wohl sagen, stedt gethan

Mit seinen langen, gelben, krausen Haaren."

Dieser will auch der Dichter jenes Tanzliedes sein, aus dem die zuletzt angeführten Strophen entnommen sind.

Merkwürdig ist eine Angabe, die sich in zwei Liedern findet, in dem eben genannten und noch einem andern, als ob auch der König unter den Gefallenen gewesen wäre. Dort heißt es:

,,Da ward auch der Holsten König erschlagen ^. ^. . ^ N>!<- c > > ^ , / ^ ^ ^ königliche Krone.

Mit seinem ganzen großen Heere. ^ ^ .. . ^ -w. -

Da lag nun sein Pferd, da lag auch ^ oll uns Marm tragen

sein Schwert, ^ken wohl in dem Dome."

Das andere Lied spricht von der Königin: ..Da das die Königin ward gewahr, ,T>ie Ditmarsen haben ihn todt geschlagen,

Da weinte sie also sehre: Wir konnten es nicht wehren;

-Seid ihr Knechte nun nach Hause ge- Sie tragen seinen Helm, sie führen seinen

kommen, Schild,

Wo habt ihr gelassen euren Herren 5" Dazu seine stolzen Paniere/

Da diese Strophen sich kaum anders deuten lassen*), so müssen wir an­nehmen, daß nach der Schlacht ein falsches Gerücht von dem Tode des Königs sich verbreitet und im Volksgesange Aufnahme gefunden hat, ohne daß man ^ später für nöthig hielt, den Irrthum wieder auszumerzen.

Noch während der Schlacht machte sich die Mannschaft des Südeistrandes öegen Meldorp auf, um die königliche Besatzung daselbst aufzuheben: "Fünfhundert waren in Meldorp geblieben,Der Süderstrandmann kam gedrungen Denen hatte der König die Macht gegeben, mit Macht,

Daß sie ihm die Stadt bewahrten. Pieken, Büchsen und Schwerter hatt' er

Da sie diese große Noth vernahmen, mitgebracht,

Wie schnell sie zur Flucht sich kehrten." In Meldorp sind sie eingedrungen.

Da haben sie alles todt geschlagen, Was sie noch haben gefunden."

"Wären sie zwei Stunden eher gekommen, Den König und den Herzog mit allen,

^ie hätten's gethan zu großem Frommen, Volk,

Wie ich fürwahr mag sagen: Die hätte man da erschlagen."

Hiernach scheint es, daß sie die Absicht hatten, dem geschlagenen Heere ^i Meldorp den Rückzug zu verlegen, aber zu spät dazu kamen. Dafür fiel ^ sämmtliche Bagage mit vielen Schätzen und reichen Vorräthen in die Hände der Sieger, wovon das Volkslied spottweise singt:

*1 Vergl, v. Liliencron zu dieser Strophe, a. a. O. S. 454.