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„Courrier", mit dem ultramontanen „Wort" im geheimen Bunde, bald den Garaus. Wider zwei Gegner wie diese, die in jenen Tagen allmächtig hier waren, war nicht aufzukommen. — Später wurde ein zweiter Versuch gemacht. Dieselben liberalen Männer und Vaterlandsfreunde gründeten den „Patriot". Aber auch dieser durfte nicht leben. Er erlag sehr bald den vereinten Angriffen und Kräften der dunklen Gegner. — Seitdem ist kein weiterer Versuch gemacht worden. Wozu auch? Unsere Dunkelmänner waren und blieben allmächtig, wenn auch nicht immer in der Regierung, so doch in der Kammer und im Lande. Hier wuchs ihre Macht mit jedem Tage, Dank den unablässigen Bemühungen unserer Jesuiten und unserer Pastöre, ihrer Creaturen. — Daß die Helfershelfer unter den liberalen Masken es an kräftiger und nachhaltiger Unterstützung nicht fehlen ließen, weiß der Leser der „Grenzboten" bereits. — Und so begreift er denn auch, daß unter solchen Verhältnissen eine wirklich liberale, unabhängige, wahrhaft patriotische Zeitung hier nicht aufkommen, nicht gedeihen konnte. Die Jesuiten hatten das Monopol, und so ward es ihnen immer leichter, dasselbe zu behaupten. Das „Wort", insgeheim von der ganzen Sippe gestützt und gehoben, ward endlich zum gelesensten Blatt, zur Hauptzeitung des Landes. Das Ziel, das man hartnäckig Jahre und Jahre hindurch verfolgte, war erreicht. Das Volk, die großen Massen, wie der höhere Pöbel, der immer mehr zu Kreuze kroch vor der allmächtigen „Wort"-Partei, gehörten durch die Presse dem Jesuitismus, und steuerten im ultramontanen Fahrwasser lustig und sorglos dahin. Und warum auch nicht? Das Verdienst, das bei den Jesuiten belohnt, und allein belobt wird, ist blinde Unterwürfigkeit und unbedingter Gehorsam. Nicht Würde, wohl aber Würden, nicht Ehre, nur Ehren, nicht streben, nur genießen — das sind die Prinzipien, die hier maßgebend sind, und denen gehuldigt wird. — Wohin diese Grundsätze ein Volk bringen können, wissen wir aus bitterer Erfahrung. Zur Versumpfung und Verdumpfung, zum blanken Kretinismus, wie weiland das „Avenir", das Organ der Ostbahngesellschaft, (d. h. Frankreichs) uns vordocirte, wobei es freilich verstand, wenn wir nicht bald an ein anderes, großes, intelligentes Land kämen, worunter natürlich Frankreich, die „große Nation", zu verstehen war. Daß das „Avenir" hochliberal war. und dabei journg.1 eatkoliqu« par exceUenss, versteht sich von selbst. Das gute Blatt kannte nämlich nur ein en Hirten, den Chef des Ultramontanismus, nur eine Heerde, die katholische Christenheit, und nur einen Schafstall, Frankreich. Auch wir gehörten zu der Herde des „Avenir" und sollten in seinen Schafstall hinein. Darauf arbeitete das hochliberale katholische Blatt aus allen Kräften und mit allen Mitteln, die Frankreich zu Gebote standen, hin. Wir sollten um jeden Preis heraus aus unserer Versumpfung und Verdumpfung und unserem heillosen Kretinismus.