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Frankreich im Jahr 1871 : Rückblicke auf die Zeit seit dem großen Kriege : 1. Die Lage und die Parteien.
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Frankreich im Jahr 1871.

Rückblicke auf die Zeit seit dem großen Kriege. 1. Die Lage und die Parteien.

Die französische Nation steht in der gegenwärtigen großen Geschichtsperiode nicht zum ersten Mal wie ein großes Räthsel den anderen Nationen des civilisirten Europa gegenüber; auf der einen Seite die Ruhe des Volkes, seine kräftige Arbeit, welche sich bei jeder Gelegenheit bemerkbar macht, wenn es gilt, den enormen Credit Frankreichs zu erweisen, wenn es gilt die Palme der soliden und schönen Industrie auf einer Weltausstellung davon zu tragen. auf der andern Seite der parlamentarische Zank und die Intriguen der politischen Parteien von Versailles, der Druiden und der Ritter. Wohin soll das führen? wie wird das enden? Muß es überhaupt enden? Das lebendige Leben kennt nur Wechsel, kein Ende.

Individuen, ganze Völker urtheilen heut über Frankreich, über die Gallier mit derselben Verachtung ab, wie jener steifnackige, vorurtheilsvolle Römer Julius Cäsar, welcher abgesehen von seinem persönlichen Vergnügen, das er übrigens mit dem politischen wohl zu verbinden wußte, nur den einen Gedanken hatte:

?u rLZLi'ö imporio poxulos, Romcmo, momonto."

Diese Völker und Individuen schauen nur auf den Hausstreit der leiten­den Parteien und scheinen fast zuzulassen, daß die Geschichte ein Rechenerempel sei, obgleich sie doch aus der Erfahrung ihrer eignen Geschichte wissen sollten, daß überall in der Historie die Würfel eine große Rolle spielen. Andere In­dividuen und Völker wieder erklären Frankreich nothwendiger denn je für die Welt und erwarten von ihm Dinge, welche es wahrscheinlich nicht wird leisten können. Diese Individuen und Völker sehen vor sich nur das arbeit­same, friedfertige und herzhafte Volk Frankreichs, welches ja kein Mythos, sondern eine rechte Realität ist; aber sie beachten gar nicht das Spiel der leitenden Parteien, auch sie drücken die Geschichte auf den Werth eines Pedantischen Rechenexempels hinab und räumen dem fallenden Würfel auf dem grünen Tische des Schicksals nicht den gebührenden Platz ein. Neben so vielenlogischen Konsequenzen",ethnologischen Folgerungen".Darwin--

GrmMcn II. 1874. 51