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Vom preußischen Landtag.
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der uns wieder einmal den Unterschied wir wollen nicht wie die Thoren sagen, von Theorie und Praxis, sondern von Theorie, die nur sie selbst ist. wenn sie umfassend und wahr ist. und Doktrin, die kurzsichtig Leben und Wahrheit verfehlt, klar machte. Die Erwerbung der Suermondt'schen Gemäldesammlung wollen wir mit Freuden begrüßen und ihrer wunderlichen Bemängelung seitens einiger wunderlichen Heiligen von beiden Häusern nicht gedenken. Die Frage, ob man Jude bleiben kann, ohne einer bestimmten Lokalgemeinde als beitragspflichtiges Mitglied anzugehören, beschäftigte das Abgeordnetenhaus in Folge einiger auf die Bejahung gerichteten Petitionen. Das Haus beschloß, der Staatsregierung eine die Bejahung herbeiführende Gesetzvorlage zu empfehlen. Die Bejahung wird auch wohl nach dem Geiste unserer Zeit und nach der Lage der allgemeinen Gesetzgebung über religiöse Dinge nicht zu vermeiden sein, obwohl der religiösen Organisation des Juden- thums daraus nicht geringe Gefahren erwachsen mögen. Als wirksamster Fürsprecher der Petitionen trat wieder der unermüdliche Laster auf.

Die erste Session der zwölften Legislaturperiode des Landtags, welche am 12. Nov. v. I. begann, nachdem am 4. Nov. die Abgeordnetenwahlen zu dieser Legislaturperiode stattgefunden halten, ist eine sehr inhaltreiche und Merkwürdige gewesen, ebenso bewegt in ihren Verhandlungen als bedeutsam in ihren Ergebnissen. Das Bild derselben, das wir von Woche zu Woche an den Lesern hier vorübergeführr, wollen wir nicht zusammenfassend wieder, holen. Das Gesetz über die bürgerliche Standesbuchführung und die bürger­liche Form der Eheschließung würde allein schon genügen, dieser Session einen hervorragenden Platz anzuweisen. Auf die drei Kirchengesetze, welche der Landtag noch in seiner letzten Periode nach dem Osterfest durch überein. stimmenden Beschluß beider Häuser annahm, haben wir wiederholt versprochen zurückzukommen, und gedenken dies in der nächsten Woche auszuführen.

Lr.

Zie KegierungsfäljigKeit der Konservativen in England.

London, 23. Mai 1874. Mit einer für sie selbst überraschenden Mehrheit hatten die Konservativen bei den letzten englischen Wahlen gesiegt; aber schon in der kurzen Zeit, welche seitdem verflossen ist. hat sich auch diesmal wieder die Schwäche fühlbar gemacht, wit der seit einem Menschenalter alle konservativen Ministerien in England behaftet sind. Mit der Reformbill, welche Lord Grey 1871, und der Auf-