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Zur Kriegsgeschichte 1870-1871.
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rücken der II. für isolirt halten mochte. Hiegegen galt es sich zu sichern. Es wurde daher am 13. August abermals befohlen, daß die I. Armee am 14. in ihrer Stellung zu verbleiben und den Feind zu beobachten habe. Im Fall derselbe zum Angriffe vorgehe, werde von der II. Armee das III. Corps vorerst bis in die Höhe von Pagey, das IX. Corps auf Buchy vorrücken, um eventuell eingreifen zu können. Die übrigen Corps der II. Armee sollten dagegen ihren Vormarsch gegen die Mosel fortsetzen, die Kavallerie beider Armeen aber möglichst weit vorgeschoben werden. Die so befohlene Rechtsschwenkung mit stehendem Drehpunkt (I. Armee) wurde am 14. August aufgenommen.

Im französischen Hauptquartier war ein enges Zusammenziehen der Armee dicht vor der Festung beschlossen worden. Sie war unter dem un­mittelbaren Schutz der Forts 201 Bataillone, 116 Schwadronen und 640 Feldgeschütze stark. Am 12. August legte der Kaiser das Kommando ganz nieder, ernannte den Marschall Bazaine zum wirklichen Oberbefehlshaber der Rheinarmee und faßte seinen Abgang von der Armee ins Auge. Ohne einen Sieg erfochten zu haben, konnte der Kaiser nicht nach Paris zurückkehren, und deßhalb war er, obgleich von schweren körperlichen Leiden geplagt, bei der Armee geblieben- Schon herrschte er nicht mehr in Frankreich und befahl nicht mehr beim Heere, und sein Schicksal war ebenso abhängig von den Kämpfen im Felde, wie von denen im Parlamente.Der Monarch, welchem der Staat mit seinen Hülfsmitteln zur Verfügung steht, hat nur dann seinen richtigen Platz an der Spitze der Feldarmee, wenn er es vermag, selbst der Führer seiner Heere zu sein und die schwere Verantwortlichkeit für Alles, was im Felde geschieht, selbst zu übernehmen. Treffen diese Voraussetzungen nicht zu, so muß seine Anwesenheit bei der Armee stets lähmend wirken." Bazaine mußte daher dringend wünschen, daß der Kaiser und mit ihm ein zahlreicher Troß unbefugter Rathgeber die Armee verlasse.Denn nur ein Wille darf die Operationen lenken; beeinflußt von verschiedenen, wenn auch an sich wohl» gemeinten Rathschlägen, wird dieser Wille an Klarheit und Bestimmtheit immer verlieren, wird die von ihm abhängige Heeresleitung unsicher werden." Wie es scheint, hatte der Kaiser einem neuen Oberbefehlshaber als erste Auf­gabe vorgeschrieben, die Armee vorläufig nach Verdun zurückzuführen, um sie der sich im Lager von Chalons organisirenden Reserve-Armee Mac Mahon's zu nähern. Am Vormittage des 13. August, zu derselben Zeit, als die preußischen Truppen die Fühlung mit den französischen Vorposten wieder­gewannen, erließ der Marschall den Befehl für den Abmarsch nach Westen, der am folgenden Tage gegen Mittag begann, indem auf beiden Flügeln der französischen Stellung die Truppen des VI., II. und IV. Corps ihren