Beitrag 
Aus der diesjährigen luxemburgischen Kammersession.
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darum handelte, Erz-Concessionen von Deutschland an der Grenze unseres Landes in den neuen Reichslanden zu erhalten, da mochten wohl der deutschen Reichsregierung Hoffnungen auf Reciprocität für die deutschen Hüttenwerke an der Saar und dem Rhein gemacht worden sein, Hoffnungen, die man heute nicht mehr erfüllen möchte, da dieselben wohl nur unter der Hand ge­macht worden find, und vielleicht sogar von Leuten, die heute gar nicht mehr in der Lage sind, ihren Verheißungen gerecht werden zu können, selbst wenn sie es wirklich wollten. Etwas ist jedenfalls faul an der Sache, dieselbe könnte sonst unmöglich so lange hingeschleppt werden. Schon hat die Hälfte unserer einheimischen, haben alle ausländischen Hüttenbesitzer, die um Erzland bei uns eingekommen waren, ihr Angebot zurückgezogen, und die andern daS ihrige um die Hälfte vermindert. Die reiche Jahresrente, die durch den Ver­kauf der Erzländer unserm Staatsschatze zufallen sollte, ist schon um mehr als die Hälfte zusammengeschmolzen, und mit dieser Rente unsere Hoffnung auf die Verbesserungen auf allen Gebieten unsers öffentlichen Staatslebens, und in allen Verwaltungen, deren unser Land so sehr als irgend eines be­darf. Wir hatten dabei auch für unsere Schulen, vornehmlich für die Pri­märschulen gehofft; wir glaubten, man wollte endlich unsere Primarlehrer von ihrem schweren Pastorenjoche, und dem nicht minder drückenden und er­niedrigenden Bauernjoche, was übrigens meist dasselbe ist, erlösen, und zwar dadurch, daß man sie zu Staatsdienern erkläre, und ihnen ein ihrer wichtigen Stellung im Staate angemessenes Gehalt anweise. Unsere Lehrer, die Führer und Bildner unserer Kinder, meinten wir, sollten von Kammer und Regierung, die sich ja auf ihren Liberalismus so große Stücke zu Gute thun, aus die Stufe und zu der Unabhängigkeit und dem persönlichen Ansehen erhoben werden, deren sie unbedingt bedürfen, wenn sie das Volk dcchinführen sollen, wozu es von Gott berufen ist. Doch wie sehr hatten wir uns in dieser Hoffnung getäuscht. Die Session unserer Kammer geht zu Ende, und nichts gar nichts, was nennenswerth wäre, ist für unsere Schulen und unsere Lehrer geschehen. Verschiedene unserer Kammerabgeordneten votirten sogar gegen das Gesetz über die Gehaltserhöhung unserer öffentlichen Beamten, die mit ihren alten Gehältern bei der hohen Steigerung aller Lebensbedürfnisse gar nicht mehr anständig leben können. Sie waren zwar grundsätzlich für die Gehaltserhöhung, aber sie wollten dieselbe von Erfolg des Gesetzes über den Verkauf unseres Erzlandes, d. h. von dem Einkommen des Staatsschatzes, abhängig gemacht sehen. Das Allertraurigste bei der Sache ist, daß unsere Kammer bei Allem was sie thut, oder besser läßt, mit einer beispiellosen Träg­heit und Nonchalance zu Werke geht. Kaum in einer Sitzung unter dreien ist sie beschlußfähig, wegen der häufigen und zahlreichen Abwesenheit ihrer Mitglieder. Um diese zu ihrer Pflicht anzuspornen, mußte der Herr Staats-