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Hebung der Selaverei, Abschaffung des Zehnten an die Geistlichkeit, Steuerreformen und was sonst die Gemüther der Liberalen damals bewegte, schrieb er auf seine Fahne, und mit einer in London noch nie dagewesenen Majorität trug er den Sieg bei den Wahlen davon.
Nun war es freilich unvermeidlich, daß die „Griechische Geschichte" bei Seite gelegt wurde. Von der einflußreichen und wohlhabenden Classe wurde die Reformbewegung nicht unterstützt; nur die mittleren und niederen Kreise der Bürgerschaft waren es, die persönlich für die liberale Sache eintraten und wirkten. So fiel Grote und seinen Freunden eine gewaltige Arbeitslast zu. Zum Glücke stand er damals im besten Mannesalter, hatte eben das 38. Jahr zurückgelegt, war rüstig und gesund, und wiewohl er keineswegs frei war von drückenden Verpflichtungen geschäftlicher Art, so hoffte er doch das Vertrauen seiner Freunde und die Erwartungen seiner Wähler zu rechtfertigen. Die Vorbereitungen zu einem Antrage auf Einführung der Ballotage beschäftigten ihn während der Zeit zwischen seiner Wahl und seinem Eintritt ins Parlament. Im März 1833 brachte er seinen Antrag ein und hielt seine „Jungfernrede", die im ganzen Lande außerordentlichen Eindruck machte. Noch einige zwanzig Jahre später erklärte Broughton: „Ich bin mein ganzes Leben lang im Parlament gewesen, habe den Rednern des Jahrhunderts, Mr. Canning unter anderen, gelauscht, und ich bin seit langer Zeit der Meinung, daß die beiden besten Reden, die ich in diesen Räumen je gehört, folgende waren: Macaulay's Rede über die Frage des Verlagsrechts und Grote's erste Rede über die Ballotage." Die Reformer waren stolz auf die Erwerbung eines so geschickten Führers, die liberale Presse verkündete laut das Lob ihres neuen Kämpen, mit einem Schlage war aus einem bis dahin unbekannten Manne ein Mann von anerkannter geistiger Bedeutung geworden. Aber auch an anderen Debatten jener furchtbaren Reformära nahm Grote den thätigsten Antheil, und so ganz ging er in seinem neuen Wirkungskreise auf, daß die parlamentarische Thätigkeit, wiewohl sie im Ganzen für ihn, der bisher sein Leben mehr in der Gesellschaft von Büchern als von Menschen verbracht hatte, mit mannigfachen Enttäuschungen verknüpft war, ihn doch seinen wissenschaftlichen Studien untreu zu machen drohte. Als die Session von 1833 zu Ende war, schrieb Harnet mit Besorgniß in ihr Tagebuch: „Grote widmete sich nicht, wie ich ihn ernstlich ersuchte, der Förderung seiner Geschichte während des Winters, sondern überließ sich mannichfachen Streiszügen auf dem Felde der Litteratur — ein Hang, den man ihm sonst im allgemeinen nicht vorwerfen kann. Diesen Winter hat er jeder Art vermischter Lectüre nachgehangen und weniger Noten, die mit Büchern in Zu- sammenhang stehen, geschrieben, als er, soweit ich mich erinnere, jemals in der gleichen Periode gethan hat. Ich fürchte sehr, er wird diese Gewohnheit