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geworden ist. und noch kein Mensch kann sagen was werden wird bis das besprochene Jahr herum ist." Dabei also fällt die merkwürdige Aeußerung-. „Die Sonate (Op. 106, die „Kirchensonate" mit dem Gebet im Adagio) ist in drangvollen Umständen geschrieben; denn es ist hart um des Brotes willen schreiben, soweit habe ich es nun gebracht! Wegen nach London kommen werden wir uns noch schreiben. Es wäre gewiß die einzige Rettung für mich aus dieser elenden drangvollen Lage zu kommen, wobei ich nie gesund, und nie das wirken kann was in besseren Umständen möglich wäre!" Das war am 19. April 1819. Am 25. Mai aber heißt es: „Ich war derweilen mit solchen Sorgen behaftet wie noch mein Leben nicht und zwar durch übertrie» bene Wohlthaten gegen andere Menschen," — ohne Zweifel gegen die Mutter jenes Neffen, den ihm sein jüngerer Bruder in Wien hinterlassen, um die „böse Frau" wenigstens nach dieser Seite hin zu befriedigen. Darum drängt er Ries auch um „das Honorar aveo ou sans Konneur."
Um so erwünschter mußte jetzt die Erneuerung des Antrags der „Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaats" um ein Oratorium kommen. Vermuthlich hatte die Aufführung von Händel's „Timotheus" im December 1818 die Sache neu angeregt. Man hoffte „für das nächste Jahr ein Werk aus der Feder unsers genialen Beethovens mit Text von Bernard", schreibt die Wiener Zeitschrift, deren Redakteur dieser Bernard selbst war, bereits am 1. December 1818. Und zwar sollte es jetzt ebenfalls, „heroischer Gattung" sein, und der Director Vincenz Hauschka erhält Auftrag, dem Meister für den ausschließlichen Besitz und Gebrauch desselben auf 1 Jahr, 200 Ducaten zu bieten. Darauf schreibt Beethoven am 13. Juni 1819 von Mödling aus den humoristischen Brief an das „beste erste Vereins-Mitglied der Musik-Feinde des österreichischen Kaiserstaats", mit allerhand contrapunctistischen Schnörke- leien auf die Worte: „Ich bin bereit"; sagt, er habe kein anderes, als geistliches Sujet, ein heroisches sei ihm auch recht, nur glaube er auch was geistliches hinein zu mischen würde sehr für eine solche Masse am Platz sein. Folgt „Amen", wieder mit Noten! „Hr. v. Bernard wäre mir ganz recht, nur bezahlt ihn aber auch, von mir rede ich nicht;" sagt er „da ihr euch schon Musik-Freunde nennt, so ist's natürlich, daß ihr manches auf diese Rechnung gehen lassen wollt—!!!!" Dabei wünscht er diesem „Hauschkerl" allerhand hier unmittheilbare schöne Dinge. „Was mich angeht, so wandle ich hier Mit einem Stück Notenpapier in Bergen, Klüften und Thälern umher und schmiere manches um des Brots und Geldes willen, denn auf diese Höhe habe ich's in diesem allgewaltigen ehemaligen Fayakenlande gebracht, daß um einige Zeit für ein größeres Werk zu gewinnen, ich immer vorher so viel schmieren um des Geldes willen muß. daß ich es aushalte bei einem