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auf die Länge zweifelhaft sein; allein, daß an ihre Stelle nicht eine französische trete, müssen Preußen und Deutschland Alles daransetzen."
Als dann die Eventualität eines thatsächlichen Einschreitens Frankreichs in den österreichisch-italienischen Händeln immer mehr heranrückte, präcisirte ich meine Ansichten weiter so: „Um keinen Preis darf der Grundsatz im europäischen Völkerrecht Platz greifen, als ob es irgend einer einzelnen Macht zustehe, eine Veränderung in dem allgemeinen Status quo (auch wenn dieselbe an und für sich räthlich erscheinen sollte) von sich allein aus, durch Gewalt oder Drohungen, herbeizuführen und somit sich zum Schiedsrichter von ganz Europa aufzuwerfen. Um diesen Grundsatz nicht Geltung gewinnen zu lassen, haben seinerzeit England und Frankreich selbst einen Krieg mit Nußland nicht gescheut; die Wiederkehr der gleichen Gefahr sollte, meine ich, jedesmal eine ähnliche Coalition aller übrigen Mächte zur Folge haben."
Als die Hauptsache erschien es mir aber, daß das nicht-österreichische Deutschland an dem entstandenen Conflicte sich von keinem andren, als von dem Standpunkte seines Interesses, als einer selbständigen und europäischen Macht, betheilige, daß es sich in keiuer Weise von Oesterreich ins Schlepptau nehmen lasse, und daß es zu dem Ende sich so rasch als möglich in einer festeren Form, als der bisherigen, einige. Diese Aufgabe mußte natürlich Preußen zufallen. Und so führte, wie mir schien, die Gewalt der Thatsachen, die Gefahr eines auch für Deutschland bedrohlichen Uebergewichts Frankreichs, mit Nothwendigkeit dahin, den Gedanken einer Einigung Deutschlands unter Preußens Führung, zunächst der militärischen, wieder aufzunehmen und mit allen Kräften seiner Verwirklichung entgegenzuführem Darin mit mir sich begegnend, schrieb mir am 26. März ein politischer Freund aus Sachsen:
.... „Ueber die Preußische Politik in der jetzigen Krisis habe ich mich mit Rießer") viel gestritten; denn ich gestehe, daß mir die preußische Note vom 12. Februar wie von Manteuffel geschrieben vorkam. Man will sich dort nicht darüber klar werden, daß mit Napoleon ein dauernder Friede nicht möglich ist. Als ich aber sagte. Preußen müsse mit Oesterreich, wenn dieses in Italien angegriffen werde, fest zusammenhalten — nicht um für dessen Politik dort einzutreten, sondern um Napoleon zu zeigen, daß sich Europa nicht von ihm beherrschen lasse — dann aber mit den übrigen Großmächten gemeinsam die italienische Frage ordnen, nannte dies Rießer eine pädagogische Politik.
Möglich, ich irre mich, aber die Sache gefällt mir gar nicht."
Nicht lange darauf erhielt ich von einem Manne, der nicht professioneller Politiker war, folgende Zuschrift:
. . . „Ist Etwas seitens der Gothaner geschehen, und was, um eventuell
') Damals auf einer Reise durch Mitteldeutschland begriffen.