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bereits entschlossen ist. So hatte wenigstens der Finanzminister bei der ersten Berathung des Staatshaushaltes erklärt. Der Antrag Miquel's wurde indeß einer besondern Commission überwiesen, in der richtigen Erwägung, daß er als bloßer frommer Wunsch der wichtigen Frage gegenüber nach der Zukunft des ländlichen Grundbesitzes zu wenig bedeutet hätte, als ernsthafte Direction aber vielleicht zu viel. Die Commission hat nun die Verhältnisse des Grundeigenthums zunächst statistisch zu prüfen.
Aus dem Vortrage Miquel's, womit er seinen Antrag befürwortete, sind noch einige Punkte zu erwähnen. Miquel leitete das Auswanderungsfieber in den Küstenprovinzen mit Recht aus dem Verschwinden des mittleren Grundbesitzes, zum Theil wenigstens, ab. „Wo mittlerer Grundbesitz besteht, da fühlt sich auch der Arbeiter besser und heimisch." Deshalb wollte Miquel auch nicht in erster Linie die Zerschlagung der Domänen in Colonien von kleinen Leuten empfehlen. Im Interesse der Erhaltung eines mittleren Grundbesitzes bedauerte er mit Recht die Aufhebung der Erbpacht, welche dem Pächter die Vortheile des Eigenbesitzes nahezu gewährt, und ihn doch in der Disposition wohlthätig beschränkt. Die unmittelbare Rückkehr zur Erbpacht wollte Redner zwar nicht empfehlen, aber doch bei Überlassung von Domänenland an mittlere Grundbesitzer die Anlegung der dazu nöthigen Gebäude durch den Staat gegen eine dreißigjährige Rente. Der Redner will dadurch die Ueberschuldung des mittleren Grundbesitzes vermeiden, welche zum Ruin führen muß, wenn sie gleich bei seiner Entstehung eintritt. Es wird dann unmöglich, einen solchen Grundbesitz zu erhalten, dessen Eigenthum sofort wieder an die großen Gütercomplexe übergeht oder in ganz kleine Parzellen zerschlagen wird. Aber auch auf die Bildung kleiner Stellen, d. h. solcher, welche nicht die ganze Arbeitskraft des Besitzes erschöpfen, will der Redner Bedacht genommen wissen. Nur nicht auf dem Wege der Neucolonisatiouen. Zunächst soll der Staat als Domänenbesitzer mit dem Beispiel vorangehen, dem besitzlosen Arbeiter Wohnungen zu geben, welche dem menschlichen Bedürfniß entsprechen. Daran soll sich die Ausstattung mit kleinem Besitz unter geeigneten Bedingungen allmählig schließen. Soweit Miquel. Anzuführen ist noch die Aeußerung des Abgeordneten Graf Königsdoiff, welcher das Verschwinden des mittleren Bauernstandes im östlichen Pommern lediglich aus den Mangel an Verkehrsmitteln schiebt, durch welchen es dem mittleren Grundbesitzer unmöglich sei, die Produkte zu verfahren. Es ist zu hoffen, daß der Beschluß des Hauses, die ganze Frage durch eine besondere Commission prüfen zu lassen, gute Früchte tragen wird. 0—r.