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Neueste deutsch-dänische Verständigungsversuche.
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auch nur einen Fuß auf deutschen Boden zu setzen: will er nach Mailand, Florenz und Rom, so führt ihn sein Weg jetzt nicht mehr die gerade Straße über Hamburg, sondern über London und Paris und höchstens dürfte noch Wien von dem allgemeinen Jnterdict ausgenommen sein, weil man dort Bis- marck ebenso haßt, wie in Kopenhagen.

Es ist begreiflich, daß uns Deutschen unter solchen Umständen Däne­mark und die Dänen einigermaßen wieder von den Urnebeln des Ultima Thule eingehüllt worden sind, obgleich unsere Unkenntniß doch nicht so groß und enorm ist, wie der Verfasser des Buches, das sie zu zerstreuen sich zur Aufgabe gesetzt hat, anzunehmen scheint. Nur im Vergleich mit unserer sonstigen universalistischen Allwissenheit und Allbekanntschaft in der Fremde, ist es seltsam, wenn auch erklärlich, daß wir über unsere nächsten Nachbarn, die von der Natur selbst fest an uns gekittet sind, heute etwas weniger wissen als vor zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren. Ob auf dänischer Seite die mit größter Emphase zur Schau getragene Unwissenheit in deutschen Dingen, wirklich vorhanden oder bloß eine lächerliche und lügenhafte Grimasse ist, wollen wir jetzt nicht untersuchen. Nur so viel, wenn irgendwo in Deutsch­land heute noch ein Polizist geprügelt wird oder ein angetrunkener Soldat auf dem Tanzboden vom Leder zieht, so weiß es ganz Dänemark, warum sollte es aber nicht wissen welche Bücher in deutschen Buchläden ausliegen und welche Bilder in die permanenten Ausstellungslocale unserer Großstädte gesandt werden? das eine ist doch eben so leicht und auf demselben Wege wie das andere, zu erfahren. Freilich kann man thun, als sähe man das nicht, sondern bloß das andere, was man sehen will, aber man thut eben nur so und daß darin die Dänen eine wahrhaft einzige Virtuosität besitzen, wollen wir ihnen gerne zugestehen.

Wir können die Belehrungen des Herrn Strodtmann nach ihrem ganzen Verdienste würdigen und dürfen doch, ehe wir sie uns aneignen, eine unserem Gefühle nach zur Sache gehörige Vorfrage an ihn und uns richten. Sollte der deutschen Nation, nicht diesem oder jenem einzelnen Deutschen, sondern der Gesammtheit der von dem deutschen Leben der Gegenwart bewegten und er­füllten Individuen wirklich so viel daran gelegen sein, die inneren Zustände des dänischen Volkes und die Schwingungen des dänischen Geistes möglichst genau kennen und verstehen zu lernen? Oder auch sollte das Gegentheil da­von, angenommen, daß wir Deutsche wirklich über diesen einen Gegenstand sehr ungenügend oder schlecht unterrichtet wären, was wir schon g, priori läugnen und auch durch Beweise aus unserer Erfahrung wiederlegen könnten, der deutschen Nation wirklich so empfindliche Nachtheile bringen; wie er wohlmeinend befürchtet?

Es scheint uns zunächst, daß solange das Steuer des deutschen Reiches