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alles ist, was uns Luxemburger zu Frankreich hinzieht; und uns einer Annexion an dasselbe geneigt macht, dann, wahrlich, Freund! bin ich stolz auf meine Unpopularität, wie sie mir meine Sympathien für Deutschland eingetragen haben.
Wie! Freund! du und deine Gesinnungsgenossen, ihr schreckt nicht zurück vor den finstern, lichtfeindlichen Gewalten, welche in Frankreich das Staatsruder in Händen haben, und die Geister aus eine so schauerliche Weise knechten? Ihr könntet euch dazu verstehen, euch selbst und alle eure Mitbürger in die Gewalt dieser dunklen Mächte zu geben, selbst auf die Gefahr hin, Hand in Hand mit ihnen am finstern, menschenfeindlichen Werke zu arbeiten, dem sich diese Mächte geweiht haben, oder aber, euch von ihnen geistig und körperlich knechten zu lassen für ewige Zeiten? Ihr könntet in der That eine Annexion unsres Landes an das ultramontane Frankreich unserer Einverleibung in Deutschland vorziehen, wo man die lichtfeindlichen Gewalten mit so viel Muth und Ausdauer bekämpft, und allenthalben verdrängt? Ihr könntet euch wirklich in eurem blinden Haß gegen Preußen, das ganz Deutschland auf dem lichten Wege voranschreitet, dazu verstehen, die ganze Zukunft, die materielle und die geistige, unsres Landes Frankreich, dem es beherrschenden Jesuirismus, zu opfern? — Aber wer seid ihr denn? was wollt ihr denn?— Doch gewiß nicht das Glück, das Wohl eurer Mitbürger! Was denn? — Euer eigenes Glück, euren eigenen Vortheil? Und dieses Glück, diesen Vortheil sucht ihr bei dem ultramontanen, von allen bösen Leidenschaften und Gelüsten bewegten, von zahllosen Parteien zerrissenen Frankreich? — Das thun ja auch unsere Dunkel männer unter allen Masten. — Und dennoch willst du nicht zu diesen gezählt sein. Wo bleibt da deine Logik? Wenn ich urtheilen, räsonniren will, so räson- nire ich vernünftig. —- Nur Deutschland kann und will uns erlösen aus der geistigen Knechtschaft, worein es den Dunkelmännern gelungen ist uns zu legen; bei Deutschland liegt unsere ganze Zukunft; auf Deutschland sind wir mit unsrer Großindustrie, mit allen unsern materiellen Interessen angewiesen; unserer Aufnahme in den deutschen Zollverband verdanken wir größtentheils unsern heutigen blühenden Wohlstand; wir verdanken Deutschland unser besseres Bolksschulrvesen: — und trotzdem und alledem sollen wir uns feindseliger Weise von diesem Deutschland, unserm eigenen Stamm- und Mutterlands, lossagen und uns an das seinem sichern Untergang entgegengehende Frankreich anschließen! — Kann es einen größern Aberwitz, geben? — Der Teufel mag dem reinern Licht, der Wahrheit, der geistigen Freiheit, allem höhern Streben entsagen, und sich zum Herrn oder zum Diener der Finsterniß machen, aber nicht der ehrliche, aufrichtige, nach Licht, Wahrheit und geistiger Freiheit dürstende, alle Knechtschaft verabscheuende Mann. Und du meinst ich allein sei dieser Mann in unserm Lande. Wehe! diesem Lande, wenn du Recht hättest! Aber du hast nicht Recht. Alle Bessern auch bei uns stehen auf einer Seite und denken wie ich, wenn sie es auch nicht so laut und so frei heraussagen, wie ich, hier und überall. Non multu, seä multum, mag es auch hier heißen, wenn wir die Minderheit im Lande ausmachen. N. Steffen.
Verantwortlicher Redakteur: Dr. HanS Blum. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von Hitthel K Segler in Leipzig.