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Unter den französischen Kriegsgefangenen bei Köln. 5.
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der Disciplin auf eine geregelle und ausreichende Beschäftigung ein hoher Werth gelegt werden.

Diese gestaltete sich sehr verschiedenartig. Zunächst war es geboten, die brauchbaren Elemente innerhalb der Depots selbst als Handwerker u. s. w. zu ökonomischen Zwecken zu verwenden. Da der Bekleidungszustand der Gefangenen bei ihrer Ankunft, wie früher bemerkt, ein sehr schlechter war, ihnen Schuhzeug und Leibwäsche durchgängig fehlte, suchte man theils durch Ueberweisung von getragenen Bekleidungsstücken aus den preußischen Mon- tirungs-Depvts dem Uebelstand abzuhelfen, und so hatten wir bald eine große Zahl von französischen Soldaten in preußischer Uniform. Theils hal­fen Ankäufe und Geschenke Seitens der Hülfscomites. Sodann wurden sowohl den Ersatztruppen, welchen die Gefangenen in ökonomischer Beziehung attachirt waren, und welche daher auch für die Bekleidung zu sorgen hatten, franzö­sische Kräfte zur Verstärkung der Handwerkerabtheilungen überwiesen, als auch in den Depots Werkstätten von Schustern und Schneidern errichtet und die­sen unter Gewährung des erforderlichen Materials und des Handwerkszeuges die Ausbesserung resp. Neuanfertigung von Bekleidungsgegenständen über­tragen. Die Gefangenen, welche als Compagnie-Schneider und Schuster an­gestellt waren, erhielten, wenn sie freiwillig über die festgesetzte Zeit von fünf Stunden arbeiteten, eine Zulage von ^ desjenigen Betrages, welcher allge­mein bei den Truppen für die Compagnie-Handwerker üblich ist. Unter Lei­tung eines preußischen Unteroffiziers kochten je sechs französische Köche für durchschnittlich 500 Mann und bezogen für ihre Thätigkeit entsprechende Zu­lagen aus dem Erlös der verkauften Knochen und Küchenabfälle. Franzosen halfen in der Kriegsbäckerei das preußische Cvmmisbrod präpariren und wur­den durch eine für die preußischen Militärbäcker normirte Zulage von 5 Sgr. täglich honorirt. Im inneren Dienst der Compagnie sungirten Ge- fangene als Aufsichtsführende, Ordonnanzen, Officiersburschen, Krankenwärter, Briefordner und Dolmetscher, (mein liebes Josephine, ich muß dir zu wisen thun als ich ganz gut bin und als ganz recht gut geht bei mir ich bin im­mer mit den unterofizier ich schlaf mit ihnen im zimmer in einem guten Bett und Es mit ihnen und gehe als mit ihnen in die Stat spazieren ich muß immer den tollmetscher machen.") Jedem preußischen Unterofsicier war ein Elsässer zugetheilt, welcher ihm vollständig zur Disposition stand, und der Schreiber des letzten Fragments, unser biederer Louis Sp. aus Rosheim im Elsaß, bekleidete das Ehrenamt eines vereidigten Dolmetschers bei kriegsgericht­lichen Untersuchungen.

Zur weiteren Beschäftigung wurden fortificatorische Arbeitsobjeete ver­mittelt, hauptsächlich Desarmirungs-Arbeiten in den Festungswerken. Im Lager Wahn galt es, den Kugelfang für die gezogenen Feldgeschütze der 8.