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ihre Mißbilligung hierüber aussprach, veröffentlichte der „baierische Kurier" die Nachricht, daß sich das Ordinariat mit der Handlungsweise des genannten Pfarramts ganz einverstanden erklärt habe, indem es überdieß die „Genugthuung" betonte, die dem letzteren damit zu Theil geworden sei. Man kann es natürlich einem Geistlichen nicht verwehren, daß er die oberhirtliche Zufriedenheit mit diesem Gefühl hinnimmt, aber vom weltlichen Standpunkte aus wäre es zu erwägen gewesen, daß in dieser „Genugthuung" zugleich ein verletzender Schlag gegen die Regierung liegt, die ganz in den Grenzen ihrer Kompetenz gehandelt hat und sich das Recht nicht streitig machen läßt, über staatskirchenrechtliche Fragen nach eigenem Ermessen zu entscheiden.
Solche Zwischenfälle zwingen geradezu die Staatsregierung, energischer vorzugehen, als sie es ihrem Charakter nach liebt, und sie veranlassen die öffentliche Meinung, daß sie immer stärker auf eine Offensivpolitik gegen den Ultramontanismus dringt. Denn auch die Autorität des Staates, nicht bloß das Stadtpfarramt von St. Peter, ist der „Genugthuung" bedürftig.
Die UnHaltbarkeit der klerikalen Zustände in Baiern ist es auch, welche die Blicke aller Einsichtigen immer mehr auf die Thätigkeit der Reichsgewalt hinlenkt und einen mächtigen Hebel für das nationale Bewußtsein bildet. Unter diesem Gesichtspunkt billigt man in Baiern das Streben nach endlicher Rechtsgemeinschaft, die Theilnahme die man z. B. der berühmten Rede Falk's, die man den Verhandlungen über die Kreisordnung zollte, fand darin ihre Spitze. Sieht man darauf, ob im Laufe dieses vielbewegten Jahres das Gefühl der Zusammengehörigkeit und die Zuversicht des Volkes in die Politik des Reiches gewachsen ist, so hat Baiern auch in dieser Beziehung einen reichen Aktivstand zu verzeichnen.
Unpolitische Iriefe aus Berlin.
Kürzlich brachten die Zeitungen ein Schreiben des Herrn Alexandre Dumas an einen Berliner Theateragenten, der wegen der Überlassung eines neuen Stücks um einen hohen Preis unterhandelte. Herr Dumas erklärte, daß ihm der gebotene Preis nicht genüge, daß er anstatt desselben das Elsaß fordere. Wir wollen das französische Drama nicht, wenigstens in seinen wirklich talentvollen Erzeugnissen nicht, von unserer Bühne verschwinden sehen. Wir wollen die Allempfänglichkeit unserer Bildung um keinen Preis aufgeben. Zur Bildung gehört freilich mehr, als die Fähigkeit, Alles durcheinander zur