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lichsten Landestheilen, der junge volksfreundliche Edelmann, eine schlanke, vornehme, aristokratische Gestalt, ebenso straff zusammengefaßt wie sein Gegner schlotterig, ihm an Bildung, Geist und weltmännischem Wesen unendlich überlegen, den äußeren Machtmitteln desselben das Bewußtsein seiner ohne Vergleich edleren und reineren Sache zuversichtlich entgegensetzend. Wie hier Freiheit und Gerechtigkeit gegen selbstsüchtige Tyrannei zu Felde lag, hätte es nur eines etwas geräumigeren Schauplatzes oder der zufälligen Gegenwart einer dichterischen Kraft vom Schlage Uhland's oder Beranger's bedurft, um das Gedächtniß dieses rühmlichen Kampfes der Nachwelt für immer lebendig zu erhalten. Bennigsen war bald die Bewunderung seiner Parteigenossen nicht nur, sondern des ganzen Landes durch die meisterhafte Art, wie er seine Waffen handhabte. Tag für Tag beinahe griff er den zähen kleinen Mann an der anderen Seite des Ganges an, stets mindestens ebenso gründlich vorbereitet durch seine eigene Umsicht und Thätigkeit, wie dieser mit Hülfe seines Generalstabes erfahrener alter Ministerialräthe und ehrgeiziger jüngerer Hilfsarbeiter, und stets so scharf wie er treffen konnte, ohne sich gegen den wachsam lauernden Präsidenten, den dienstfertigen Untergebenen seines Gegners, eine Blöße zu geben. Wer ihn damals reden hörte, der mußte denken, Ben- nigsen's eigentliche Stärke sei die Jnvective. Nicht umsonst, schien es, war er Staatsanwalt gewesen. Die Ministerialbank an der Spitze des Centrums wurde für Herrn v. Borries zu einer wahren Anklagebank, obwohl die Geschworenen und die Richter im Saale selbst für den Augenblick leider fehlten.
Die praktischen Erfolge konnten unter den einmal gegebenen Umständen natürlich nur höchst bescheiden sein. Sie ergaben sich daraus, daß eine so einschneidende und immer bereite, geistig überlegene Kritik allen Regierungsmaßregeln in einer Zeit, die sich die Oeffentlichkeit der parlamentarischen Verhandlungen nicht mehr verkümmern ließ, denn doch selbst auf einen Hof wie den hannoverschen nicht umhin konnte, einigermaßen zügelnd zu wirken. Man machte daher nothgedrungen im einzelnen kleine Zugeständnisse, und bei den unverschämtesten Forderungen gerieth sogar die servile Majorität des Herrn v. Borries ein oder das andere Mal in ein tugendhaftes Schwanken. Weit größer und wichtiger war die moralische Wirkung. An Bennigsen's gelassener Zuversicht und Tapferkeit rankte sich der gesunkene Muth des han^ noverschcn Liberalismus wieder in die Höhe. Wesentlich ihm gebührt das Verdienst, wenn schon von dem Umschwung in Preußen — Herbst 1858 — in Hannover die liberale Aetion von neuem zu steigen ansingen, und demzufolge dieses Land nachher zu den kämpfenden Heerhaufen des volkswirtschaftlichen Congresscs und des Nationalvereins ein verhältnißmäßig so bedeutendes Contingent stellte.
Vor Allen stellte es freilich ihn selbst. Gleich anderen Politikern, welche