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und ein Blick in die turkesta n isch e A btheilun g der kürzlich eröffneten Industrieausstellung zu Moskau zeigt uns auf Schritt und Tritt den colossalen Fortschritt, den Reichthum jener Länder und die Keime eines gewiß einst gewaltig werdenden materiellen Aufschwungs daselbst.
Der Berliner Correspondent der „Times", welcher als eine der ersten Autoritäten in centralasiatischen Dingen gelten kann und mit scharfem, ja neidischem Auge die Fortschritte Rußlands in Jnnerafien betrachtet, berichtet jetzt über jene Ausstellung. Auch er, der Brite, der in Rußland den Rivalen erkennt, ist voll der Bewunderung über das, was binnen kurzem geleistet wurde. Er führt eine lange Liste von Gegenständen auf, welche Turkestan ausstellt und die wir unseren nachfolgenden Betrachtungen zu Grunde legen.
Große, sehr instructiv gehaltene Karten orientiren den Besucher der Ausstellung zunächst geographisch über das von Rußland in den letzten Jahrzehnten eroberte Gebiet. Es reicht vom Aralsee, ,den heute russische Dampfer befahren, im Westen bis nach Kuldsche am Jli im Osten. In letzterer, dem chinesischen Reiche entrissenen Stadt, weht erst seit einem Jahre die russische Flagge, während im Süden Samarkand, Timurs heilige Stadt, der südlichste Posten Rußlands ist. Neben den politischen Karten hängen ethnographische und physikalische. Eine zeigt uns die großen Districte, in welchen Baumwolle gebaut wird und die allmählich sich ausdehnend, die russische Industrie von der amerikanischen oder ägyptischen Baumwolle unabhängig machen werden; eine andere Karte führt die goldreichen Gegenden auf. Während Burees (Iravels iu Lvedarg,) noch der Ansicht war, daß Mittelasien gar keine oder nur äußerst wenige edle Metalle besitze, sind nun Dutzende von goldführenden Strömen bekannt. Freilich, die Art und Weise, wie das Gold gewonnen wird, ist höchst primitiv und die Einwanderung einiger Dutzend kalifornischer oder australischer Digger als Lehrer könnte nicht schaden. Das Goldwaschen oder vielmehr das Goldfischen geschieht mit mehreren Kameelschwänzen, welche nebeneinander zwischen zwei Stangen aufgehängt werden. Mit diesen wird längere Zeit im Wasser herum geplätschert oder sie werden an einer Stelle in die Flut getaucht, dann herausgezogen und das zwischen den Haaren hängende Gold ausgewaschen. Hier und da beginnt man mit der Einführung ordentlicher Waschapparate. Aber das Gold, soviel es vorhanden, ist immer von untergeordneter Bedeutung neben dem Reichthum an Kohlen, Eisen, Kupfer. Blei, Graphit und den Edelsteinen. Lapis laguli kommt in Menge vor; der Türkis von Chokand aber steht dem persischen (aus Nischapur) an Farbe weit nach und wird nur von den Nomaden und nogaischen Silberarbeitern gekauft; er ist von grüner und nicht blauer Farbe und daher weniger beliebt als jener.
Neben der mineralogischen Abtheilung dehnt sich die botanische aus;