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bereits ausgeführten Bilder abzuschlagen. Nafael übernahm den ehrenvollen Auftrag und hat ihm die zwölf letzten Jahre seines Lebens gewidmet. Er konnte seine große Arbeit, durch den Tod viel zu früh abgerufen, leider nicht selbst vollenden. Seine Schüler haben es nach den Entwürfen des Meisters gethan. Später waren diese Zimmer der Schauplatz der prächtigen,Feste Leo des Zehnten.
Diese Zimmer enthalten nun die umfangreichsten Bilder Rafaels, die reichsten seiner Kompositionen., Viele derselben hat er fast ganz mit eigener Hand ausgeführt. Bei ihrer verhältnißmäßig guten Erhaltung geben sie uns die klarste Vorstellung von dem großen Umfange seines Könnens.
Das von Rafael zuerst ausgeschmückte Zimmer ist die LÄmsrg, äelig, seA- ng,t>m'g., sogenannt weil in demselben der Papst seine Unterschriften zu geben pflegte. Die Gemälde darin wurden im Jahre 1511 vollendet. Sie enthalten an den vier Wänden und an der gewölbten Decke Darstellungen des ganzen geistigen Lebens jener Zeit im Schutze derKirche. An den Wänden finden sich vier große historisch-symbolische Compositionen: die Theologie, dargestellt in der sogenannten Disputs, d. h. dem Streit um das Sacrament; die Philosophie, dargestellt in der sogenannten Schule von Athen; die Poesie, versinnbildlicht durch Apoll und die Musen, umgeben von den bedeutendsten Dichtern alter und neuer Zeit, den sogenannten Parnaß; und die Jurisprudenz angedeutet durch zwei historische Scenen. An der Decke, deren Eintheilung von Soddoma und einzelne. Bilder von Perugino Rafael aus Pietät beibehielt, befinden sich, gleichsam als Titelbilder, die allegorischen weiblichen Gestalten der genannten vier geistigen Richtungen, auf welchen das höhere Leben der Menschen jener Zeit beruhte.
Solche Gemälde waren der würdigste Schmuck des Raumes, in welchem das damals mächtige Oberhaupt der Kirche die Verfügungen unterzeichnete, welche das geistige Heil der gesammten Welt betrafen. Theologie, Philosophie, Poesie und Recht schauten von Wänden und Decke in dem Augenblicke des Entschlusses und der Unterschrift hernieder.
Den Theil der-Wände unterhalb der Bilder hatte Rafael mit einem Getäfel aus Holz versehen lassen. Papst Paul III. ließ dasselbe zum Theil jedoch entfernen und durch Perm del Vaza mit allegorischen, in nur einer Farbe gemalten Gestalten, mit Bezug auf die darüber befindlichen Gemälde ausführen. Carlo Maratta hat dieselben, weil sie im Laufe der Zeit arg gelitten hatten, am Anfange des achtzehnten Jahrhunderts restaurirt. Der Fußboden besteht aus einem reich gemusterten Mosaik aus den kostbarsten Steinarten des Alterthums, sogenanntes opus elex^näiinum.
Die einzelnen Gemälde dieses Zimmers sind in Kupferstich, Lithographie,