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Zustände in Syrien.
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waltigen Libanon. So waren denn auch, wie ich aus zuverlässiger Quelle vernommen, in manchen Gegenden des Gebirges die verschiedenen Bevölker­ungen, Christen und Mohammedaner, resp. Drusen, zum Losschlagen gegen einander bereit; man wartete nur auf das Signal, nämlich den Ausbruch des Kampfes in Beirut.

Schließlich kann ich aber nicht umhin zu betonen, daß fast undenkbar erscheint, Syrien werde in unserer Zeit wieder eine so furchtbare Katastrophe, wie die von 1860, erleben; denn diese war nicht ein plötzliches Ereigniß, viel­mehr lange vorbereitet, und von Kennern der Verhältnisse, die in einzelnen, Sturmvögeln gleich, vorhergehenden Ereignissen das nahende Unheil kannten, auch lange vorhcrgesagt. Und wenn sich wiederum einmal ein solcher Sturm im Anzüge zeigen sollte, so werden die christlichen Großmächte, durch recht­zeitige energische Maßregeln, unfehlbar Schlimmeres zu verhüten wissen. So­bald das Volk hier weiß, daß die türkische Regierung streng einzuschreiten entschlossen ist, daß dieselbe einen religiösen inneren Kampf nicht will, ist schon die Hauptgefahr vorüber; ohne die Beihülfe der Pforte, mag diese sich nun in activer oder passiver Weise, durch mehr oder weniger heimliche Anstiftung oder durch Geschehenlassen und Unthätigkeit, äußern, ist eine ernstliche Ka­tastrophe in Syrien jetzt überhaupt unmöglich.

Aas höhere Schulwesen in Sachsen.

Nachtrag.

Die Aufsätze über das höhere Schulwesen in Sachsen, welche diese Blätter im vergangenen Jahre brachten, haben, wie zu erwarten stand, einiges Auf­sehen und Befremden erregt. Natürlich, wer hätte geglaubt, daß Sachsen in der Geistes-Cultur so weit zurück stände? Mußte durch Verscheuchung einer Illusion das für desengeren Vaterlandes" Ruf voreingenommene Gemüth schmerzlich berührt werden, so lies sich das nicht umgehen. Ist dafür doch die Einsicht in die Unrichtigkeit der Behauptung gewonnen worden, daß die kleineren Staaten wenigstens für die Volksbildung ihr Gutes gehabt hätten. Der große Staat erst muß uns zeigen, welchen Weg wir zu betreten haben.

Man rühmt den Stand der Volksschulen in Sachsen, allein die All­gemeinheit, mit welcher es geschieht, ist noch kein Beweis, daß dieser Ruhm durchaus begründet ist. Gewisse Erscheinungen im socialen, im kirchlichen, wie im politischen Leben lassen uns an der segcnbringenden Wirksamkeit der Volks-