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lich war der Einfluß der Gräfin nickt blos ein hemmender, sondern vielfach auch fördernd, wie er es denn auch immer bekannte, daß sie ihn erst zum Manne gemacht habe.
Nach kurzem Aufenthalt in Magdeburg wurde Jmmermann als Landesgerichtsrath nach Düsseldorf versetzt, wo er den eigentlichen Kreis seines Sckoff^ns fand und bis zu feinem Tode blieb. Hier bildete sich in dem frisch aufstrebenden Kreise der jungen Akademie der Kreis der Freunde Schadow, Lessing, Sohn, Uechtritz. Schnaase, Mendelssohn, Frau v. Sybel u. A., welchen das Buch uns so anziehend schildert, hier entfaltete Jmmermann seine dramaturgische Kraft, hier wuchsen seine reifsten Schöpfungen, hier erblühte ihm nach langem Kampfe auch sein kurzes häusliches Glück. — Schon ehe er nach Düsseldorf kam, hatte er, abgesehen von einigen ästhetischen Studien von bleibendem Werthe, unter denen namentlich die über den rasenden Ajax Wilhelm von Humboldt's Beifall errang, einen entschiedenen Fortschritt in seinem Hofer gethan. Durch Tyroler Sänger in die Welt der Berge versetzt, schlug das große Lied der Treue mächtig an sein Ohr und er unternahm das Bild des Mannes zur Gestaltung zu bringen, in dem sich die einfache Größe, Aufopferung und religiöse Begeisterung seines Volkes verkörpert hatte. In kurzer Zeit, aus einem Gusse, schrieb er das Trauerspiel in Tyrol, das bei unleugbaren Mängeln seinem Namen zuerst ein bleibendes Denkmal setzte und einen tiefgehenden Eindruck machte. Aus der Mylhenwelt der Romantik trat er auf den Boden der Gegenwart, aus fremden Stoffen in das Leben seines Volkes. Da das Stück zu lang war und außerdem seine Aufführung mit den politischen Convenienzen der damaligen Zeit zu kämpfen hatte, überarbeitete Jmmermann es nach 7 Jahren in bühnengerechterer Weise, opferte aber jenen Convenienzen auch manches Schöne. Es ist in verschiedenen Redactionen aufgeführt, am besten wohl neuerlich unter Puttlitz's Leitung in Schwerin. Das Stück verdient auch auf der deutschen Bühne zu bleiben, denn es ist nicht nicht nur von echter Poesie, sondern auch von großer dramatischer Wirkung. Als Hauptmangel dagegen erscheint, daß der Dichter zu sehr seine Reflexionen über den Kampf der Eroberer mit dem ungebildeten aber treuen Volke in den Mund seines Helden legt. Während die zweite Bearbeitung den äeus ex maediva, der Engelerscheinung beseitigt, begeht sie den großen Mißgriff der Scene in der Staatskanzlei, zu der nur die Namen Metternich und Gentz sehlen, und die den tragischen Eindruck vollkommen schwächt, indem sie die gläubig vertrauenden Volkshelden als nutzlose Opfer der Cabinetspolilik zeigt.
Das bald darausfolgende Drama „Kaiser Friedrich II." bleibt auf fest- geschichtlichem Boden, aber der Dichter tritt mit ihm in die fernere Vergangenheit der deutschen Geschichte zurück. Jmmermann beurtheilte dies Stück