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Carl Twesten.
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die Macht und Einheit des Vaterlandes in leuchtendem Glänze sich erhebt. Er hat die charaktervolle Pflichttreue seines Königs, die feste, ihrer Ziele be­wußte Leitung der Staatsgeschäfte, welche diese Erfolge erstritten hat, mit freudigem Danke anerkannt,, wie Wenige. Aber er war sich auch bewußt, daß diese Rückkehr zum Beruf der Monarchie, diese aufsteigende erfolgreiche Richtung eingetreten ist Dank dem mannhaften Widerstand des preußischen Volkes gegen eine andere Regierungsweise. Die Schwankungen und Kämpfe, in welchen sich zu erproben ihm beschieden war, gehören der Uebergangszeit an, in welcher eine alte Ordnung der Gesellschaft mit dem gewaltigen Bau einer neuen ringt. Es war das eine Zeit, in welcher die courfähige Gesell­schaft noch verwundert erschien, daß ein bürgerlicher Stadtgerichtsrath auch den Duellmuth des Cavaliers besitzen könne, eine Zeit, in welcher das Civilbeamtenthum im Militärstaat noch von Zeit zu Zeit zumVortrag" verstattet wurde, eine Zeit, in welcher liberale Politiker es schon zur In­demnität und Duldung bei Hofe gebracht hatten, in welcher aber doch die Leitung wirklicher Staatsgeschäfte, ja selbst das Verständniß der Monarchie doch nur den Führern der märkischen und pommerschen Gentry zugetraut wurde.

Am Schlüsse unseres Jahrhunderts werden diese Verhältnisse ein sehr verschiedenes Ansehn haben, vielleicht kaum verstanden werden. Wohl aber werden die späteren Menschenalter noch verstehen das Wesen dieses echt deutschen Charakters in seiner anspruchslosen, wissensreichen Art, mit doch so gewaltiger Willenskraft, diese patriotische Hingebung, diesen Muth in dem Kampf mit der Verfolgung von Außen, diese unermüdliche Pflichttreue in ihrem Ringen mit dem körperlichen Leiden, diesen Adel der Gesinnung, wel­cher der großstädtischen Wahlmannschaft mit demselben ruhigen Stolz gegen­übersteht wie dem General von Manteuffel. Dieser Charakter, welcher nach so vielen Kämpfen zur wohlverdienten Ruhe heimgegangen ist, war ein har­monisches Ganze. In seiner Milde, Reinheit und Selbstlosigkeit fand er die Belohnung jederzeit in sich selbst. Voll erkannt und gewürdigt war er stets von seinen Freunden, denen er der geehrte Mittelpunkt eines traulichen Kreises wurde. Sein Freund und Streitgenosse Lasker hat ihm am Sarge das Anerkenntniß gewidmet,wie er unter den ungleichartigsten Verhältnissen der bescheidenen Häuslichkeit und unter der Aufmerksamkeit der Nation das Ebenmaß seines Wesens bewahrt hat" mit jener unbeugsamen Kraft des Geistes in dem gebrechlichen Körper. Gleich den besten deutschen Männern fand sich die durchsichtige Reinheit seines Wesens geehrt durch das dankbare Ver­ständniß und die innige Zuneigung deutscher Frauen. Die Geschichte aber wird seinen Namen erhalten als den eines vielgeprüften und doch so flecken­losen Kämpfers für die deutsche Sache. Rudolf Gneist.