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wenn man sie mit dem dicht daneben hängenden Johann van Eyck vergleicht, in hohem Grade erkennen, welchen Fortschritt die Wiedergabe der Bewegung und der Proportion in dem Jahrhundert gemacht hatte, das zwischen den Arbeiten dieser Meister liegt, und wie Holbein bis zuletzt das technische Geschick für malerische Specialisirung der Gewänder und Stoffe beibehielt. Von den anderen Porträts, die mit seinem Namen geschmückt sind, genügt es, die des Mörz'schen Ehepaares (Eigenthum des St. Annen-Stiftes in Augsburg) hervorzuheben, welche respektable Arbeiten Amberger's sind, während drei andere (im Besitz der Herren Augusti in Stuttgart, Pestalozzi- Wieser in Zürich und Arnhard in München) nicht genau bestimmt werden können. Die von Herrn Landammann Schindler in Zürich ausgestellte Replik der Lais Corinthiaca ist eine zwar verhältnißmäßig moderne, aber sehr weich und schön behandelte Copie. —
Auch was uns die Münchener Ausstellung über Albrecht Dürer Neues lehrt, ist nicht ohne Belang. Gerade im Leben der größten Maler gibt es Partien, welche der Forschung spotten. Die Jugend Perugino's und Rafael's z. B. sind uns nur sehr ungenügend bekannt, bei Dürer ist es besonders sein Aufenthalt in Venedig, der Einfluß der dortigen Kunst aus die seinige und der seinigen aus die Venezianer, was uns immer noch zu rathen aufgibt; auch sind wir nicht einmal sicher, ob Dürer nur ein Mal oder zwei Mal in Italien war. Eins der hier befindlichen Bilder, ein Lal- VÄtor muiM aus dem Besitz des Herrn Neichardt in München, regt interessante Fragen über diesen Punkt an. Bevor wir aber näher auf dasselbe eingehen, wird es sich empfehlen, an einige Thatsachen zu erinnern, die mit Dürer's Leben und Werken während der Zeit seiner italienischen Reise Zusammenhang haben. Aus eigenen Briefen des Meisters sowie aus anderweiten Quellen ist uns bekannt, daß er 1605 — 1S06 in Venedig gewesen ist. Als alter Verehrer Mantegna's hegte er den Wunsch, diesen berühmten Meister persönlich kennen zu lernen. Ob er sich nun unmittelbar bei demselben einzuführen suchte, wissen wir nicht; aber da er mit den Fugger in Verbindung stand, für die er Aufträge hatte, war am einfachsten, sich an die BMni zu wenden, die mit Mantegna verschwägert waren. Er suchte denn auch den Giovanni Bellini auf und wurde mit großer Auszeichnung von ihm aufgenommen, war er doch auch bereits als ein vielversprechendes Talent in seiner Kunst bekannt. Bei Bellini konnte er Empfehlungsbriefe nach Mantua erbitten und diese sind vielleicht nur deshalb nicht abgegeben worden, weil Mantua 1306 durch Guarantäne von Venedig abgesperrt war, wegen der dort grassirenden Seuche, an welcher Mantegna selbst in eben diesem Jahre starb. Dürer machte sich unterdessen in Venedig zu thun. Er war zu einer Zeit dahingekommen, da zwei wichtige Strömungen in der Kunstthätigkeit