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Iwan Turgeniew`s "Väter und Söhne."
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welche den Gegensatz zwischen dem alten Paar, das an dem geistvollen Sohn mit abgöttischer Verehrung hängt, und der brutalen, unduldsamen Härte des Helden schildern, gipfelt das Hauptinteresse des gesammten Buchs und zugleich die Meisterschaft der Darstellung des Autors.

Das Aelternpaar, das in stiller Abgeschiedenheit von der Welt grau geworden ist, treu an dem Glauben und Aberglauben seines Volks hängt, dessen einziges Lebensinteresse der Sohn ist, den sie nicht verstehen können und der ihre Liebkosungen halb verlegen, halb mürrisch zurückweist, in dem sie den großen Mann verehren, obgleich er Alles mit Füßen tritt, was ihnen heilig ist dieses alte Paar ist mit einer Wärme und Feinsinnigkeit gezeichnet, wie sie nur aus dem Pinsel des ächten Künstlers quellen kann. Der Vater bemüht sich, die Reminiscenzen seiner Jugendbildung aufzufrischen, und den Interessen des Sohnes zu folgen, er steigert sich zu einer Freiheit und Kühn­heit des Urtheils, die ihn fortwährend mit seinen religiösen Anschauungen in Gegensatz bringt, und kann es doch nicht dahin bringen, seinen Eugen zu verstehen oder von diesem als Genosse angesehen zu werden; die Mutter ist froh, wenn er ihre Liebkosungen nicht all' zu rauh abweist, und wenn die Schöpfungen ihrer Kochkunst bei dem bedürsnißlosen Studenten Gnade finden; ihre Religiosität verbirgt sie ängstlich, weil sie seinen Unglauben ahnt und wenn Eugen mit dem Priester, der das Dankgebet sür seine glückliche An­kunft gehalten, gemeinsam Thee trinkt, so sind alle Wünsche der bescheidenen Frau ersüllt. Nach kurzem Zusammenleben mit den Alten, reißt Basarow sich los, es zieht ihn in das Haus der schönen Wittwe Anna Odinzow, die er durch Kirsanow kennen gelernt hat und die in der Nachbarschaft lebt. Anna ist der Typus der Dame aus der großen russischen Gesellschaft, geist­reich, kokett, nicht ohne Empfindung, aber gewohnt, diese in Eis zu verwandeln, sobald sie den andern Theil Feuer fangen sieht. Basarow, der die Aristokraten haßt, ihre feinen Formen als zeitraubende Spielereien verachtet, der seinem Freunde noch eben deducirt hat,daß man als Physiologe nicht zweifelhaft dar- über sein könne, was es mit den sogenannten geheimnißvollen Bezügen zwischen Männern und Frauen eigentlich auf sich habe." Basarow hat für die schöne, svme Frau eine Leidenschaft gesaßt, deren Flammen über seinem Kopf zusammenschlagen. Anna Odinzow kann dem interessanten jungen Sonderling, den sie in ihre Kreise gebannt, warme Theilnahe nicht versagen, aber das Geständniß seiner Liebe bricht so jäh und wild hervor, daß die an Formen­schönheit gewöhnte Frau wie vor einemAbgrund des Häßlichen" zurück­schrickt, und den Mann, der ihrer quietistischen Lebensbehandlung gefährlich zu werden drohte, wenn auch mit getheiltem Herzen seiner Wege gehen läßt. Inzwischen haben Annas junge Schwester und Arkady den Weg zu einander gefunden und ihre sanften Herzen ohne großen Kampf zu friedlichem Bunde