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Literatur.

Die inneren Kämpfe der nordamerikanischen Union bis zur Präsi­dentenwahl von 1868. Von Heinrich Blankenburg. (Leipzig, F. A. Brockhaus.)

Der Verf. des vorliegenden Buchs hat sich als Militairschriftsteller fchon durch andere Arbeiten einen geachteten Namen erworben. Als Kenner nordamerikanischer Zustände haben wir ihn zuerst durch die Aufsätze kennen gelernt, welche er in dem JournalUnsere Zeit" über die Kämpfe der politischen Parteien in der Union veröffentlichte. Das vorliegende neue Werk gliedert sich in drei Theile: Der erste hat es mit den Ursachen des inneren Conflicts zwischen Süden und Norden zu thun und orientirt den Leser zugleich über die nationalen, confessioncllen, politischen und wirthschaftlichen Verhältnisse, welche diesen Gegensatz bedingten und schließlich zu der Katastrophe von 1861 führten. Der zweite Abschnitt enthält eine ausführ­liche Darstellung der einzelnen Phasen, welche der große Bürgerkrieg vom Fall des Fort Sumter (13. April 1861) bis zur Räumung Petersburgs und Richmonds (März 1861) durchzumachen hatte und gliedert sich demgemäß in achr Unter­abtheilungen. Das Schlußcapitel hat die politischen Parteikämpse von der Beendi­gung des Secessionskrieges und der Ermordung Abraham Lincoln's bis zum Herbst 1868 zum Gegenstande.

Auf die Vorzüge der einfachen, klaren und geschmackvollen Darstellungsweise des Verf., welche sich den Bedürfnissen deutscher Leser überall anpaßt und auf unsere relative Unbekanntschaft mit den amerikanischen Dingen die nöthige Rücksicht nimmt, gehen wir nicht näher ein, da sie sich jedem Leser einprägen müssen. Wich­tiger wird es sein, des Herrn Verf. Stellung zu den jenseit des Oceans kämpfenden Parteien anzudeuten, denn diese weicht erheblich von dem Standpunkte ab. der in Deutschland und deutschen Zeitungen Nord-Amerika gegenüber der herkömmliche ist. Herr Blankenburg ist Gegner der Sclaverei und der südstaatlichen Secession, aber von dem amerikanischen Radicalismus will er nichts wissen. Er vertritt den con- stitutionellen Standpunkt Lincoln's und hebt ausdrücklich hervor, daß die deutsche Begeisterung für die entschiedenen Republikaner auf Voreingenommenheit und Un­kenntnis? der localen Verhältnisse beruht. Seiner auf die Geschichte gestützten Meinung nach ist die politische Intelligenz, der die Union ihr rasches Emporblühen zu danken hat, vorwiegend in der demokratischen Partei vertreten gewesen, ja in dieser mehr politische Integrität heimisch als im republikanischen Norden, wo die eigentlich pöbelhaften Elemente von jeher eine bedeutende Rolle gespielt haben und in den Südländern ebenso die Sclavenhalter wie die durch Bildung überlegenen Gentlemen haßten. Nach der Niederwerfung des wesentlich durch Spaltung der Demokratie verschuldeten Aufstandes und der Ermordung Lincoln's, der stets ge­mäßigte Anschauungen vertrat und ebenso die Einheit der Union wie das Selbst­bestimmungsrecht der Einzelstaaten gewahrt wissen wollte, gewann im Norden recht eigentlichdiese Pöbelpartei" die Oberhand, um ihrem Rachedurst den materiellen Wohlstand des Südens zu opfern und das einheitsstaatliche Princip in revolutio-