Beitrag 
Cartwright über die Constitution des Papst-Conclaves.
Seite
141
Einzelbild herunterladen
 

141

setzt zu haben. Wenn, wie es den Anschein hat, Cardinal Andrea sich mit dem Papst aussöhnt und wieder in seine Würden restituirt ist oder wird, dann ist, so weit der Rechtspunkt in Betracht kommt, sein Fall kaum unterschieden von dem der Cardinäle Saoli und Soderini unter Leo X. Außerdem: was ein Papst vlena, xotestate bestimmt, kann er selbst oder ein Nachfolger plLvs, potsstato aufheben. Die Papstgeschichte ist voll solcher Fälle.

Wenngleich wir in einem Punkte wenigstens nicht ganz die Ansicht von Herrn Cartwright theilen, so sind wir weit davon entfernt, seiner Auffassung alle Berechtigung abzusprechen. Im Gegentheile glauben wir, daß sie um so mehr Beachtung verdient, als namhafte Rechtsgelehrte am Hofe zu Rom dieselbe theilen.

Da wir uns bei dem interessanten Falle von Cardinal Andrea so lange aufgehalten haben, sehll uns der Raum, von den anderen Gegenständen, die im Buche behandelt sind, zu sprechen. Wir wollen daher nur kurz bemerken, daß dieses Werk keine sogenannte Gelegenheitsschrift im engeren Sinne des Wortes ist, das heißt, sich nicht blos auf die Punkte beschränkt, die bei ir­gend einem speciellen Fall zur Sprache kommen dürften. Es ist ein kurzer aber vollständiger Abriß aller geltenden Bestimmungen, die auf Papstconclaven Bezug haben, oft durch interessante historische Beispiele und Skizzen erläutert. Wir kennen kein anderes Buch, durch das sich der Leser mit so wenig Mühe ein Bild von einer Papstwahl machen könnte. Daß es zeitgemäß ist, braucht kaum erwähnt zu werden. Papst Pius IX. wird am 13. Mai 76 Jahr alt, und von der Wahl seines Nachfolgers wird das Geschick der katholischen Kirche abhängen, die sich jetzt in einer Lage befindet, welche kaum lange fortdauern kann.

Aus Paris.

April 18V8.

Von dem, der aus Frankreich an Deutsche schreibt, verlangt man zwei Dinge: er soll berichten, was die Franzosen treiben und wie sie über ihre eigenen Angelegenheiten denken, und er darf nicht vergessen, Nachricht davon zu geben, welche Stellung man hier zu Lande Deutschland gegenüber ein­nimmt.

Wenn es in gewissem Sinn wahr ist, daß die Franzosen immer be­schäftigt werden müssen, daß eine Regierung- Frankreichs nichts mehr zu fürchten habe, als daß dies Volk, namentlich die Pariser sich langweilen, so ist es gewiß interessant darüber klar zu werden, ob hier in diesem Augen­blick Langweile herrscht oder droht, oder was die Gemüther beschäftigt und ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.