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Land, es mag dies eine Schwäche sein, aber sie ist allgemein und bei dem französischen Bauer ebenso stark, als wie bei dem englischen Herzog. Es ist eine Thatsache, daß Güter jetzt oft zu Preisen gekaust werden, welche sich kaum zu 2'/-°/° verzinsen und nun erwäge man, wie das Gesühl eines Man« nes sein muß, welcher dermaßen aus seinem Eigenthum verdrängt würde, das er und seine Vorfahren vielleicht durch hundertjährige Arbeit aus einem Morast oder Wald in ein blühendes Besitzthum verwandelt? Mill ergeht sich in fast sentimentaler Weise über den Zauber des Grundeigenthums, welches nach seiner Ansicht die jetzigen Pächter zu loyalen Unterthanen machen werde, aber daß derselbe Zauber für den gegenwärtigen Eigenthümer besteht, davon scheint er nichts zu wissen; der Preis, zu d'em dieser allein seinen Besitz freiwillig verkaufen würde, repräsentirt eben die gesammelte Arbeit von Generationen, und wer das ignorirt, übt Confiscation. Wenn Mill behauptet, daß derartige Verletzungen materieller und moralischer Natur bei jedem Expropriationsverfahren stattfinden, so ist zu erwidern, daß dies allerdings der Fall, aber eben deshalb ein solches auf den engsten Spielraum zu beschränken ist. Eine Expropriation soll nur da gewährt werden, wo es kein anderes Mittel gibt, ein gebieterisches öffentliches Interesse zu befriedigen; wie kann man aber den Zwangsverkauf für eine Eisenbahn oder einen Canal, welche fast immer den Werth der Grundstücke erhöhen, und wobei wenigstens das xretium aMetioms in liberaler Weise berücksichtigt wird, mit dem Pro- ject vergleichen, ein ganzes Land unter den Hammer zu bringen, dabei aber noch die freie Concurrenz abzuschließen und den Preis von Staatswegen zu fixiren, wie der Convent den des Brodes bestimmte. Aber wollte man auch von dem ungeheuren Unrecht gegen die gegenwärtigen Eigenthümer absehen, so müssen wir doch leugnen, daß damit irgendwie die Lage Irlands verbessert werden würde. Mill geht von dem abstrakten und unbewiesenen Satze aus, daß der Mann, welcher wirklich das Land baut, schon durch sein enges Verhältniß zum Boden einen moralischen Anspruch auf gewisse Eigenthums- rechte erlange. Wenn das wahr ist, so muß der arme Tagelöhner wenigstens denselben Anspruch haben und es ist bemerkenswerth, daß das Project die 600,000 ländlichen Bewohner Irlands gänzlich unberücksichtigt läßt, während es die 400,000 Pächter zu Eigenthümern machen will. Diese Arbeiter würden bei kleinen Grundbesitzern, welche alles aus dem Boden machen müssen, weit schlechter stehen als jetzt, wo sie gegen unbillige Ansprüche der Pächter den Rückhalt am Grundherrn haben; es wäre also sehr unbillig, wenn sie zu der Generalvertheilung nicht mit zugelassen werden sollten. Indeß sehen wir von diesem Umstände ab, welcher nur zeigt, daß eine Extravaganz zur anderen führt, so müssen wir auch der Behauptung Mills entgegentreten, daß durch die Schöpfung einer Masse von kleinen Grund-