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zu erklären; erschien doch, diesem Entwürfe zufolge, in mehren wichtigen Punkten die schleswig-holsteinische Erhebung, die vom deutschen Bund und von der preußischen Negierung verfochtene Sache geradezu in der Lage einer verurteilten und schon halbbesicgten Rebellion. Dennoch brachte der preußische Unterhändler, der Graf Pourtales, der in Begleitung deö schwedischen Grafen Manderstrvm mit den verabredeten Bedingungen nach Berlin reiste, von dort die Genehmigung derselben seitens der preußischen Negierung'nach den Herzog- thümern und den Befehl an den General Wrangel, auf Grund der Artikel die militärische Evuventivn mit dem dänischen Befehlshaber abzuschließen.
Erst jetzt aber, und eben durch das Geschehene brach nun die schlimmste Verwickelung über die ganze Angelegenheit herein. Während nämlich Graf Pvurtales nach Berlin gegangen, hatte die provisorische Negierung der Herzog- thümer, obwohl nur unvollständig von dem Inhalte des Vertrags unterrichtet, sowohl im Hauptquartier Wrangels als in Frankfurt und bei der preußischen Negierung selbst alles aufzubieten beschlossen, das drohende Unheil abzuwenden. In der That zeigte sich der General Wrangel und dessen Gcneralstabschef, v. Stvckhausen, über die Bedingungen des Stillstandes so entrüstet, daß der Erstere einen seiner Adjutanten nach Berlin schickte, um Gegenvorstellungen zu macheu. In einer lebhaften Debatte der deutschen Nationalversammlung zu Franksurl erhoben sich starte Stimmen gegen ein unwürdiges Abkommen und man deutete darauf hin, daß es nicht Sache Preußens allein sei. abzuschließen. Unter solchen Umständen trat denn auch die preußische Negierung selbst einen Schritt zurück. Vom Grafen Neventlvw persönlich gedrängt, wies der Minister v. Auers- wald den General Wrangel an, in seinen Verhandlungen mit dem dänischen Befehlshaber Einiges zur Geltung zu bringen, was in den zu Malmö festgestellten Artikeln entweder gar nicht, oder nicht mit gehöriger Ausdrücklichkeit enthalten war. Diesen Weisungen gemäß wurden im Hauptquartier des Generals Wrangel, in welches sich Graf Neventlvw von Berlin aus begeben, von diesen und dem Grafen Pourtales die Abänderungen getroffen und in den Conferenzen zu Bellevue bei Holding dem dänischen General Hedemann und dem Kammerherrn von Ncedtz vorgelegt. Aber statt daß eine Verständigung erfolgt wäre, ergriff jetzt Dänemark die willkommene Veranlassung, über Preußens Handlungsweise, über das eigenmächtige Eingreifen des General Wrangel, über das Zurückweichen von dem einmal Zugestandncn, die schwerste Klage zu erheben, und alle die Regierungen, die sich für die Verhandlung interessirten, stimmten ein in scharfem Tadel des preußischen Verfahrens. Mit einem Male war- die preußische Regierung in die verdrießlichste Lage gesetzt; mitten in ihrer eigenen Unlust an dem Kriege sah sie sich doch in Folge einiger Rücksichten, die sie nvthgedrungeu auf die verschiedenen Elemente der von ihr vertretenen Partei, auf die provisorische Negierung in Kiel, aus Frankfurt, auf die Stimmung in Deutschland