Beitrag 
Aus Schleswig-Holstein.
Seite
200
Einzelbild herunterladen
 

200

Im Uebrigeu gilt für uns dic Rcgcl: die Wahrheit, nichts als die Wahrheit, aber, so weit irgend möglich, auch dic ganze Wahrheit. Dic kieler Universität hat sich glänzend benommen, und das erkennt auch dic betreffende Korrespondenz genügend an. Daß fic diesfast widerwillig" thnt, ist eine Unterstellung, für welche der Scharfsinn des Verfassers obiger Berichtigung uns den Beweis noch schul­dig ist. Wenn sie auf einige wenige Ausnahmen aufmerksam machte, so war damit keinerlei Grund gegeben, sich zu entrüsten. Der Ort, dessen sämmtliche Bewohner, die Classe, deren sämmtliche Mitglieder Normalmcnschcn sind, soll noch gefunden werden, und Bilder ohne Schatten sind eben falsche Bilder. D. Red.

Literatur.

Goethes Egmont und Schillers Wallcnstcin. Eine Parallele der Dichter von F. Th. Bratranek. Stuttgart, Cottascher Verlag. 1862.

Der Verfasser unternimmt zunächst die Stimmung der beiden Dichter bei Ab­fassung der genannten Dramen, als aus deren Erlebnissen hervorgegangen, festzu­stellen , wobei ihm der Egmont und der Wallenstein als Spiegelbilder eines Seclen- zustandes, als Selbstbekenntnisse Goethes uud Schillers erscheinen. Dann geht er daran, ans dem Wege ästhetischer Analyse den Inhalt dieser Bekenntnisse zu gewin­nen. Sein Ziel aber ist,zu erweisen, wie hinsichtlich dieser ihrer beiden gleich­berechtigten Klassiker dic Deutschen besser thäten, dem von der Kunst gepredigten Vorbilde zu folgen, anstatt abwechselnd den Einen vom Postamente zu stoßen, um Platz für den leeren Götzendienst des Anderen zu gcwinncn." Wir halten dieses Bestreben für überflüssig; denn für dic, wclche die Ausführungen des Verfassers zu würdigen wissen, stehen Schiller und Goethe längst in fester Gleichberechtigung neben einander wie auf dem Granit ihres gemeinsamen Denkmals in Weimar, und die Andern wird das Buch schon deshalb nicht überzeugen, weil sie es nicht verstehen. Im Uebrigen ist von demselben zu sagen, daß es im Wesentlichen das Rechte trifft und mancherlei gute Gedanken enthält. Nur ist dic weitläufige Art und Weise, in welcher diese Gedanken vorgetragen werden, das häufige Abspringen von dem eigent­lichen Gang der Erörterung und eine gewisse Selbstgefälligkeit, die auch bei ein­fachen Dingen Geist machen muß und allgemein Bekanntes mit einer Miene sagt, als ob es noch nicht dagewesen, ziemlich störend, nnd die wunderliche Terminologie des Verfassers macht diesen Stil auch nicht besser.

Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Hcrbig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.