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Am andern Morgen brachen wir früh auf, um zum Intendanten zu gehen; vorher aber suchten wir das Quartier unsers Königs auf, über dessen Lage unser Wirth die nöthige Auskunft gegeben. Hier begab ich mich zu dem Obersten v. Thiele, ließ mich melden und wurde sogleich vorgelassen. Er war nstaunt, nuch in Paris zu sehen, da ich ihm beretts persönlich bekannt war; denn auf seinen Befehl hatte ich in Bar für Aubc damals den Weg nach Chaumvnt eingeschlagen. Ich erzählte ihm mein Schicksal und bat ihn um eine Empfehlung an den Intendanten, damit wir Geld bekämen. Er sehte sich sofort hin und schueb ein Biltet an denselben, das er mir mit dein Hinzufügen übergab, wenn ich irgend etwas bedürfe, solle ich uugescheut wieder kommen. Wir traten nun den unendlich weiten Weg zum Herrn v. Rippentrop an, bei dem wir ganz ermüdet anlangten. Ich übergab ihm das Billet des General-Adjutanten. Uneröffnet warf er es auf den Tisch und sagte: „Meine Herrn, es thut mir leid, daß Sie geglaubt haben, dieser Empfehlung zu bedürfen, um mich zu veranlassen, Ihnen in Ihrer Lage zu geben, was Sie bedürfen; aber es ist alles noch in Verwirrung, es ist noch kein Abtvmmen mit irgend einem Bankier getroffen, da die Kriegskasse noch nicht da ist, und wer weiß, wo die noch steckt. Sogar der Courier, welcher die Nachricht von der Schlacht von Paris nach Berlin bringen sollte, war deshalb aufgehallen, bis es der König erfuhr und das Reisegeld aus seiner Ehatvulle geben tonnte. Wissen Sie, meine Herren," fuhr er fort, „mein ganzes Vermögen besteht noch in 20 Franken, die will ich mit Ihnen theilen." Er zog seine Börse, in welcher noch vier Fünffranken- stücke waren, und gab für uns fünf zehn Franken her, mit denen wir uns verabschiedeten.
Bon dem weiten Wege waren wir müde und hungrig geworden, und so traten wir bei einem Eonditvr ein, wo wir für einen halben Franken eine Tasse Chocvlade und etwas Gebackenes genossen. Dann kaufte ich mir für einen halben Franken einen engen Kamm und ein Stück Seife, und für einen Franken nahm ich ein warmes Bad, indem ich mich gründlich reinigte und mir zugleich mein Hemde wusch, welches ich seit mehr als drei Wochen nicht gewechselt hatte. Ich rang es tüchtig aus und zog es an, damit es auf dem Leibe trockne. Die Kameraden hatten auch jeder ein Bad genommen, wir fanden uns wieder zusammen und gingen wie neugeboren in unser Quartier, wo wir an der guten Verpflegung uns gütlich lhun und für die folgende Nacht die schönen reinen Betten benutzen tonnten.
Des andern Morgens machten wir uns frühzeitig auf den Weg zum Intendanten, um nachzufragen, ob Geld da sei? Und welche Freude! es war da.
— Er gab uns jedem ein zweimonatliches Gehalt, das incl. Feldzulage 50 THKv für mich betrug. Was nun zuerst beginnen? — zuerst natürlich kleiden!
— Wir gingen in das Palais royal, wo^alles fertig zu haben war, Umsor-