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Ueber ein Denkmal für Jacob Grimm.
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liegt er doch nicht bei jeder Wissenschaft gleich nahe. Bei Humboldt lag die Sache anders. Die Entdeckungsreisen für Natur- und Erdkunde sind noch ein. besonders wichtiger Theil jener wissenschaftlichen Forschungen, gerade'sie nehmen große Summen in Anspruch, und in dieser Hinsicht waren die Deut­schen gegen andere Culturvölker, welche ihre Reisenden leicht und reichlich aus­statten, bis jetzt in beschämendem Nachtheil. Nun würde man allerdings auch für die deutsche Altertumswissenschaft bei einerGrimmstiftung" fördernde Zwecke sehr wohl finden können. Man könnte z. B. Glossensammlungen, min­der bedeutende Quellen des Mittelalters , ähnliche Unternehmungen, welche der Buchhandel nicht ohne Unterstützung wagen kann, fördern. Aber abgesehen, daß gerade solche Druckwerke zunächst für eine sehr kleine Anzahl von Fach­gelehrten Bedeutung haben, scheint uns auch zur Herausgabe derselben eine solche monumentale Stiftung nicht vorzugsweise geeignet. Der Name Grimms wird dabei sehr bald zu einer fast zufälligen Zuthat. Es'ist vielmehr die Aufgabe der Fürsten, Regierungen und freien Vereine von Privaten, das nach dieser Richtung gerade Wünschenswerthe durch Zuschüsse zu ermög­lichen. Auch darf man sagen, daß für Queltensammlungen, wenn auch nicht vorzugsweise auf dem Gebiet der deutschen Sprachwissenschaft, gegen­wärtig durch die Munisicenz einzelner Fürsten, vor andern des Königs von Bayern, und durch Vereinsthätigkeit sehr viel Rühmliches geschieht. Grimm selbst hat mit seinem Bruder die umfangreichste und eine der populärsten Ar­beiten seines Lebens begonnen, aber nicht zu Ende geführt, das deutsche Wörterbuch. So lange aber Herrn Hirzcl, dem Verleger des Werkes, durch die Theilnahme des Publicums die Möglichkeit gegeben ist, dasselbe ohne Unter­stützung Von irgend einer Seite zu vollenden, ist auch für diesen Nächstliegenden Zweck die Begründung einer Stiftung nicbt geboten. Zweitens aber leidet eine solche Stiftung zu streng wissenschaftlichen Zwecken selbstverständlich an dem Uebelstand, daß durch ihr Zustandekommen nur die Theilnahme eines kleineren Kreises lebhaft erregt wird. Sammlungen, welche dafür eingeleitet werden, haben auf eine reichliche Betheiligung des Volkes nicht zu rechnen. Wenn die Ge­lehrten vom Fach nach dieser Richtung etwas zum Gedächtniß Jacob Grimms thun wollen, wird ein solcher Beschluß an sich gewiß sehr löblich sein, die Gefahr ist nur, daß durch solche Sammlungen in kleinerem Kreise möglicherweise nichts erzielt wird, was nach Capital und Leistungswerth des Todten völlig würdig ist, und daß eine Zersplitterung der Beiträge stattfindet, welche das Zustandekommen einer mehr populären Erinnerung an den Todten erschwert.

So wird man immer wieder auf ein Denkmal, d. h. auf eine Statue Jacob Grimms, als die nach allen Seiten zweckentsprechendste Ehre, welche das Volk einem theuren Mann erweisen kann, hingeführt. Und diesen Gedanken wünschen wir den Deutschen ans Herz zu legen.