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Erinnerungen eines Veteranen aus den Feldzügen von 1806 und 1807 : 1. Die Schlacht bei Jena und die große Retirade.
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verlassen, was er versprach. Dann sagte ich ihm meine Idee wegen des Unterkommens für die Nacht, und er fand sie klug. ^

In dem Moment befanden wir uns vor einem schönen großen Eckhause, worin ein Kaufladen war; wir traten hinein, und nachdem ich erfahren, daß der Kaufmann der Besitzer des Hauses sei. erkundigte ich mich, ob ich nicht die Ehre haben könne, den Herrn zu sprechen? Einer der Diener ging ihn zu rufen, und er erschien alsbald. Es war ein kleiner sreundlicher alter Herr, dem ich meine Lage schilderte und um Ausnahme für die Nacht bat. Mit großer Herzlichkeit gewährte er meinen Wunsch und bat mich einzutreten, fugte aber hinzu:Sie allein, für den Mann habe ich keinen Raum, da ich schon einen Hauptmann mit mehrern Lenien im Quartier habe/' Darauf erwi­derte ich: ich könne dann von seiner Güte keinen Gebrauch machen, indem dies mein Bursche sei, den ich eben erst wieder gefunden habe. Aber der treue Mensch nahm das nicht an. sagte, er würde schon unterkommen, er sei froh, mich so untergebracht zu wissen, des andern Morgens früh wolle er mich abholen, das Haus werde er schon wieder finden. So trat ich denn in ein hübsches Znumer, in welchem sich zwei junge Damen und ein Hauptmann vom Grenadier-Bataillon FaHeck besand, die Mich srenndlich zum Sitzen und Essen nöthigten, bei ocm sie gerade waren. Nachdem ich Bescheid gegeben, wer ich se, nnd wie ick vom Schlachtfelde glücklich weggekommen, fing ich an zu essen, schlief aber nach den .ersten paar Bissen ein; ich wurde geweckt und auf's Svpha genöthigt, woraus ich bald wieder einschlief. Man ließ mich schlafen und weckte mich erst gegen zehn Uhr. wo die eine von den jun­gen Damen, Braut eines H"errn von Bila von den Anspach'schen Husaren, mich aus ein hübsches kleines Zimmer führte, indem sie sagte: ich trete Ihnen mein Stübchen ab, weil wir keinen Platz haben, ich werde bei meiner Schwester bleiben. Kaum ausgezogen und ins Bett gestiegen, lag ich auch schon wie todt und erwachte den andern Morgen ziemlich spät. Ich machte, so gut es ging, Toilette, wobei mir mein Zopf, den mir zu machen Nie­mand da war, so viel Unbequemlichkeiten verursachte, daß ich. eine kleine Scheere findend, mich alsbald entschloß, ihn ganz wegzuschneiden, nnd ihn als Andenken auf dem Toilettentisch zurückließ. Ich ging nun in das Gesell- ichasrszimmer, wo ich den Hauplmann, und die beiden junge» Damen lräs; letztere beschworen den Offizier, mich bei sich zu beHallen und für mich zu sorgen, was ,r versprach. Mein Bursche hatte sich nicht sehen lassen, wahr­scheinlich war er. sewe Flucht wener fortsetzend, sehr früh aufgebrochen.

Kaum hatte, ich gefrühstückt, als Alarm geschlagen wurde. Ich ging »ut dein Capitcun zn dessen Compagnie, die alsbald zur Stadt hinaus abmar- schirte. Der Hauptmann bekümmerte sich nicht um mich, ick s»b bei den großen Schritten, welche seine Grenadiere machten, bald ein, daß ich so schwer-