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Klagen. Ich erkundigte mich nach ihm, und es wurde mir gesagt, es wäre ein ehemaliger ungarischer Rittmeister, jetzt aber sollte er eigentlich'' die Aussicht über die Pferde des Generals übernehmen. — Er sah auch aus wie eine Art Pferdehändler. Ein anderer, in Civilanzug, wollte ebenfalls Capitün werden, hatte aber vergessen, seine Papiere mitzunehmen. Ich betrachtete mir ihn noch, als die Thür aufging und ein blonder Mann, anscheinend in den Dreißigen, hereintrat.
, Mein guter Genius ließ mich ahnen' daß ich den General vor mir habe, obschon sein offenes, lose hängendes rothe Hemd es nicht vermuthen ließ. „Sie sind X?" redete er mich an. „Ja Herr General?"—„Kennen Sie den D., er hat, glaube ich, in derselben Armee gedient wie Sie?" — „Ja, General, ich erinnere mich seiner sehr gut!" — „Er ist jetzt Rittmeister in Oestreich" — Damit ging er zu dem Tische, wo bei seinem Eintritte ein paar Adjutanten sich niedergesetzt hatten, um zu schreiben. „Notiren Sie sich den Namen dieses Herrn und führen Sie ihn auf." - „In welcher Charge?" fragte der an- geredete Adjutant. „Als Capitün natürlicherweise," erwiderte der Generat und verließ mit ebensowenig Ceremonie das Zimmer, wie er gekommen war. Der Adjutant aber sagte mir, daß ich mich cquipiren könnte.
Ich fragte einen Herrn, der am anständigsten aussah, ob Equipirungs- gelder ausgezahlt würden. „O, auf die können Sie noch lange warten!" lächelte er. „Das Beste ist, einen Schneider aufzusuchen, der die Uniform gegen einen „Luvn" (Wechsel) machen will, und diesen von der Brigade accep- tiren zu lassen; aber von dem „Luvn" dürfen Sie erst dann sprechen, wenn Sie die Uniform haben."
Eigene Manier das, dachte ich. Indeß war ich doch nun wenigstens in eine Brigade eingestellt, und so fuhr ich ziemlich vergnügt wieder nach Caserta zurück.
Eine anmarschirende Abtheilung, die unsere Fahrt aufhielt, gab mir die Gelegenheit, zum ersten Male meine Kampfgenossen in Reihe und Glied zu sehen.
Der Commandeur hatte den ungarischen Hut auf und das gewöhnliche rothe Hemd an. Zu Pferde machte er ungefähr die Figur, welche man öfters in Seestädten zu sehen bekommt, wenn ein englischer Matrose ein Stecple- chase unternimmt. Das rothe Hemd ist bequem, aber nicht besonders hübsch, und eigentlich ebenso wenig zweckmäßig. Es wurde leicht schmutzig, und so sahen die meisten Truppen Garibaldis unreinlich aus. So war es auch mit dieser Abtheilung.
Offenbar kümmerte man sich sehr wenig um das, was man „Uniform" nennt; denn verschiedene Soldaten hatten Civilbeinkleider, andere dagegen graue mit rothen Passepoils an; sogar das rothe Hemd war mitunter von einer