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Die Aufschlüsse über den Fortgang der Ereignisse in Italien, welche unö das neueste englische Blaubuch, die der französischen Legislative vorgelegten Actenstücke und zu einem winzigen Theile auch die preußische Adreßdebatte gebracht, sind wichtig genug, um den Versuch zu rcchtsertigeu. dieselben übersichtlich zusammenzufassen und uns das Resultat klar zu machen, das sich aus ihnen ergibt. Wir benutzen hierbei auch einige Nachrichten, welche zwei augenscheinlich officiösc Artikel der Revue des dcux Mondes „Italien seit Villafranca" geben.
Die ganze jetzige Entwicklung der Dinge in Italien datirt von dem Frieden von Villafranca, obwoi derselbe äußerlich ganz zurückgetreten ist. Die Souveraine von Frankreich und Oestreich käme» in jener persönlichen Begegnung vornehmlich über zwei Punkte überein. Der eine war klar und einfach. Franz Ivsef trat die Lombardei ab; der andre in seinen Folgen weit wichtigere war aus Rücksicht für Oestreich nicht bestimmt ausgesprochen, aber doch bestimmt verstanden: es war der Grundsatz der Nichtintervention. Nur um seine persönliche Ehrenpflicht zu decken, machte der Kaiser Franz Josef den Vorbehalt wegen der Rückkehr der Herzoge; als er aber im November 185» die Absicht blicken ließ, dem Uebergreifen Sardiniens entgegenzutreten; erklärte Napoleon dem Fürsten Mctternich, daß Frankreich die Überschreitung des Po durch die Oestreicher als Kriegserklärung betrachten mürde. er beschränkte seine Actiou zu Gunsten der vertriebenen Fürsten auf diplomatische Sendungen und ^msttllungen. Die Besicgung Oestreichs war die nothwendige Vorbedingung nncr nationalen Neconstruction Italiens, aber der Grundsatz der Nichtintervention. der seine entschiedenste Unterstützung von England empfing, hat hernach die Einheit rascher gefordert, als es irgend jemand voraussetzte. Am wenigsten glaubte vielleicht Napoleou an diesen Gang der Ereignisse, aber grade die UnVollständigkeit des Friedens, die Ueberzeugung, daß der Zustand, den ^ schuf, unmöglich dauern könne, vor Allem die drohende Stellung Oestreichs 'u Vencticn trieb die Italiener dazu, die Zeit wahrzunehmen, wo es noch '""glich war. ihren, Vatcrlande eine bessere Verfassung zu geben. Was die überwiegende Mehrzahl der Nation bewegte, war nicht sowol das Streben Grenzbvtcn I, 1ö61- ^