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Die preußische Thronrede.
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als er erklärt, daß Krolle und Land nicht länger auf einen erhöhten Ertrag der Grundsteuer verzichten können, daß die Verstärkung unsers Heeres erst dann gesichert sein wird, wenn alle Stände nnd Landestheile, wie sie die Wehrpflicht gleichmäßig erfüllen, so auch zu dem Aufwandc, welchen das Heer erfordert, im Verhältniß ihrer Steuerkraft gleichmäßig beitragen. Der lebhafte Beifall, der diesen Worten folgt, mag zwar nicht von den Mitgliedern des Herrenhauses kommen, aber wird bei ihnen die heilsame Mahnung der königlichen Worte bestärken.

Nachdem der König von seinen Absichten für Kurhcsscn und die Hcrzogthümer gesprochen und die gebührende Lösung dieser Fragen als nationale Pflicht anerkannt, macht er eine Pause und fährt dann mit erhöhtem Tone fort:

Meine Negierung hat in bewegter Zeit begonnen, Was uus bcschiedeü sein möge, Ich wcrde'^ feststehen auf den Grundsätzen, mit welchen Ich die Regentschaft übernommen habe. Die Erfahrung, welche Ich in deren Anwendung gemacht, hat Mich von dem Werthe derselben nur noch inniger übcrzengt. Entschlossen, die Wirk­samkeit unserer Institutionen und unserer^Gcsctzl.''zu kräftigen, die nationalen Interessen Prcußcus und Deutschlands mit Ernst und Nachdruck zu fordern, erblicke Ich in dem unbeirrten Festhalten dieses Weges die sicherste Bürgschaft gegen den Geist des Umsturzes, welcher sich in Europa regt.

Ich vertraue, daß Preußen unter Meinem Scepter sich selbst treu bleiben wird. Ich vertraue, daß Preußen im Rathe seiner Vertreter wie in den Thaten seines Volks beweisen wird, daß es nicht gemeint ist, hinter der Eintracht, der Kraft und dem Ruhme seiner Väter zurückzubleiben. Ich vertraue, daß das Land in unverbrüchlicher Treue zu Mir stehen wird in guten und bösen Tagen.

Bei der Uebernahme der Regentschaft habe Zeh gelobt, die Mir von Gott ver­liehene Macht der Verfassung und den Gesetzen des Königreichs gemäß üben zu wollen. Indem Ich auf jenes Gelübde verweise, fordere'ich Sie auf, Mir die Treue zu ge­loben, welche Sie Meinem verklärten Bruder geschworen und gehalten haben.

So werden Sie Mir denn jetzt vor Gott dem Allmächtigen einen feierlichen Eid schwören, daß Sie Mir in Treue Unterthan sein wollen, daß Sie mir in der Ansübung meiner Rechte und Pflichten mit Gut und Blnt bcistehen wollen."

Auf das freudig zustimmende Ja der Versammlung erwidert der König mit einein kräftigenDas walte Gott", und auf die Aufforderung des Ministers des Innern. Grafen Schwerin, treten die Mitglieder beider Häuser der Reihe nach vor dcn König hin, den Eid der Treue zu schwören, eine Handlung, die derselbe schließt mit den Worten: An Gottes Segen ist Alles gelegen.

Wir haben nie die Befürchtungen getheilt, der König werde die Bahnen ver­lassen, welche der Regent gewandelt. Seine Worte haben ausdrücklich diese Ansicht beseitigt, er hat die Pflichten sciucö königlichen Amtes im rechten Geiste ergriffen, an der Volksvertretung ist es jetzt, ihm im rechten Geiste entgegenzukommen. Beide Häuser werden in ihrer Antwortsadresse auszusprcclM haben, welche Stellung sie einnehmen wollen. Die Sicherheit il/rcr Loyalität ist über allen, Zweifel, das Haus der Abgcorduetcn aber hat namentlich die Pflicht, offen dem König zu sagen, daß, wenn es mit Freudigkeit dem von ihm eingcschlagneu Wege zustimmt, die-the der Krone seine Absichten doch bisher nnr unvollkommen ausgeführt. Die Lage der Dinge ist zu ernst für schwächliche Rücksichten. Zwischen Fürst und Volk muß Wahrheit sein und die Adresse und ihre Debatte muß dem König zeige», was die Vertreter des letztern wollen, nicht als nnübcrlegtc Wünsche, sondern als reiflich cr- wogne Ueberzeugungen. Es ist keine Zeit für Phrasen. Nur solche Worte sollen gesprochen wcrden, welche zu Thaten führen. Möge ein guter Stern die Geister lenken, fest und sicher zu gehen. P.

^nilMvin'tiicbti Nediicleur: Dr. M e> r i jz Busch. >' Verlag von F. L. Herbig Druck von C. <L. M>ert in Leipzig,