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Die zweite Phrase ist folgende.
In den Gefahren, die Deutschland bedrohn, bemüht sich das preußische Cabinet, eine Wehrverfassung in Deutschland herzustclleu, durch welche es uns möglich wird, den Feinden erfolgreichen Widerstand zu leisten. Das Manifest hält das für uu- nöthig- es behauptet, der Bundestag sei zwar todt, (wohlgcmerkt: nicht wir sind es, die diese höchst verwerfliche und höchst ungereimte Ansicht aufstellen, da wir doch allmonatlich von der Existenz des Bundestags in den Zeitungen lesen!) aber eS wäre auch vorläufig gar nicht nöthig, etwas anderes an die Stelle zu setzen, da die Volkskraft oder das Völlegefühl ausreichte, uns ganz Europa fürchterlich zn machen. — So stecken wir denn glücklich wieder in den Kinderschuhen von 1848! da wir doch damals gelernt haben sollten, daß uns diese bloße Substanz noch nicht einmal bei den homburger Spielpächtcrn fürchterlich gemacht hat. Das Voltsgefühl ist eine rcspectable Kraft, wo eine Staatsmaschinc vorhanden ist, zn der sie gleichsam den Dampf hergibt; so ist sie sehr bedeutend in England, so war sie sehr bedeutend in der französischen Revolution. Ohne diese Maschine aber verfliegt der Dampf wirkungslos in alle Lüfte. Oder um ohne Bild zu sprechen: um eine Negierung zu treiben "oder aufzuhalten, ihr Kraft zu geben, oder ihre Richtung zu verändern, auch wohl sie zu stürzen, ist die Voltsgcsinnung stark genug; aber sie ist nicht fähig einen Staat zu schaffen. Organische Bildungen gehen niemals aus einem Winde hervor, der Atome znsammenwcht. Wo eine Revolution gelang, war es nur, weil der Organismus schon vorhanden war, dessen sie sich, nur zu bemächtigen hatte. Ewig wird unsere große Volkserhebung von 1813 der Stolz unserer Nation bleiben; aber es war ihr nur daruiu möglich, weil sie den preußischen Staat vorfand, auf den sie sich stützen konnte. Darum unterscheidet sich die gegenwärtige italienische Revolution so unendlich von allen früheren Experimenten. — Die Sache ist in diesem Augenblick sehr ernst, da Preußen im Begriff steht, in der Vertretung der deutschen Sache gegen die Anmaßungen Dänemarks die Gesahr eines allgemeinen Krieges auf sich zu ziehen. Preußen kann und soll diese Gefahr übernehmen, es ist seine Ehrenschuld gegen die deutsche Nation, aber es kann und darf sie erst dann übernehmen, wenn im eignen Hause Ordnung ist. Bevor es sich nicht vor der dringenden Gefahr eines Rheinbunds durch positive, feste Garantien, durch Garantien, die in mehr bestehen als in Worten, gesichert hat, darf es sich nicht in ein Unternehmen einlassen, in dem es seine Existenz aufs Spiel fetzt. Die. deutschen Regierungen haben sich in Bezug auf das Unternehmen selbst günstig ausgesprochen, sie haben erkannt, daß wenigstens für diesen Fall die Führerschaft.! Preußens durch die Lage der Dinge geboten ist: in ihrer Hand liegt es setzt, Preußen die Uebernahme dieser Führerschaft möglich zu machen.-- 1- j-
Die preußische Thronrede.
Berlin, den 14. Jan. Das Läuten der Glocken und die Kanonen verkündigen die Eröffnung des Landtages, welche König Wilhelm im weißen Saale vollzieht. Lange hat wol keine Session unter so ernsten und gewichtigen Umstünde» begonnen, als die diesmalige. Das Provisorium der Regentschaft ist zu Ende, in eignem Rechte steht der Fürst, eine königliche Gestalt, nicht neben, sondern unter dem Thronhimmel. Zur Seite liegen Krone und Reichsapfel, vor ihm versammelt sind die Vertreter -des preußischen Volks, den Eid der Treue zu schwören. Ans der Tribüne sieht man die Königin, die Kronprinzessin und zahlreiche andere Fürsten und Fürslinnen.
Mit bewegter Stimme beginnt der König die vom Fürsten Hohenzollern überreichte Thronrede zu lesen, aber sein Wort wird fest, als er von der Aufgabe spricht, Weiche ihm zugefallen und gewinnt den ganzen Nachdruck ernstester Ermahnung,