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Lincolns vorzüglich auf ihre Fahne schrieb, besonders verhängnihvolle für das Bestehen der Union, werden von diesem Siege nur die erwarten, welche die Sprache der amerikanischen Parteiblättcr für die Sprache der Wahrheit halten, die transatlantischen Verhältnisse nickt kennen und namentlich sick die Stellung und die Befugniß eines Präsidenten der Union nicht klar gemacht haben.
Wer im verflossenen Sommer und Herbst die Expectorationen der demokratischen Zeitungen las, der mußte glauben, daß die Wahl Lincolns gleichbedeutend mit dem sofortigen Zerfall der Union in eine südliche und eine nördliche Hülste sein würde. Wer sich dann die republikanischen Blätter ansah, der konnte diese Befürchtung nur bestätigt finden. Die Sclavcrei beschränken, aufheben, unser wohlerworbenes Eigenthum uns nehmen lassen! rief der Süden, theils in aufrichtiger, theils in geheuchelter Entrüstung dem Norden zu—Lieber Lostrennung, gewaltsamer Widerstand, Bürgerkrieg ! — Biegen oder brechen! antwortete es von Norden hinab. Wer diese Sprache von früher kannte, schüttelte lächelnd den Kopf und zuckte mit den Achseln. Es war wenig mehr Äs das gewöhnliche Feuer der Wahlkampagne, etwas Eifer, einiger Taumel ehrlicher „Grüner" und sehr viel Schwindel von Seiten der „Grauen". Wirklich ausrichtig meinten es mit dem Sturm auf die Sclaverei nur die strengen Abolitionisten, eine Secte von Phantasten, die in der großen republikanische» Partei keineswegs die Mehrheit bildet. Die Uebrigcn bestehen aus solchen, die sich, eingedenk des Wortes, daß Rom nicht an einem Tage erbaut worden ist, zn bescheiden wissen, nnd aus der großen Masse derer, die gar keinem Prinzip folgen, sondern nur ihren Vortheil, ein Amt, einen Gönner u. s. w. im Auge haben. Auf das Feldgcschrei, das erhoben wird, ist wenig zu geben. Der Norden bedarf den Süden, dieser noch weit mehr jenen, also wird man sich wenigstens so weit vertragen, daß die Union bestehen bleibt. Mit der Wahl wird auch die Leidenschaft verrauchen. Das kleine Sprühteufelchen Südcarolina wird noch ein menig Entrüstungsfeuer speien, einige Zeitungen diesseits und jenseits von Dixons und Masons Linie, einige Stumpredncr werden noch für oder gegen die Sclaverei mit Colofoniumsblitzen wettern, einer und der andere ehrenwerthe Volksvertreter wird vielleicht wieder den Versuch machen, einen oder den andern College» mit dem Rohrstock oder dem Pistol zu überzeugen, daß er in Betreff der Neger sich nicht die richtige Meinung angeeignet habe. Im Wesentlichen aber wird der Kampf ein Ende haben — aus Mangel an Kämpfern, wie es im Cid heißt.
Natürlich ist damit nur der Kampf gemeint, bei dem die eine Partei Aufhebung, die andere Verbreitung der Sclavcrei über die ganze Union zum Wahl- spruck genommen zu haben schien. Der wirkliche und verständige Kampf der Republikaner für Beschränkung des „eigenthümlichen Instituts" und Milderungdcr