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Die Zustände im Kirchenstaat. 2.
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Beamten sind Fremde im Lande, alle Fremde im Geschäftsleben und im Leben der Familie, dieser Grundlage der Gesellschaft. Sie besitzen keine Spczialkennt- nisse. es wäre denn in himmlischen Angelegenheiten, sie haben keine Kinder, weshalb ihnen die Zukunft des Volkes gleichartig ist, sie sind unverheirathet. so daß sie die Ruhe der Familien bedrohen, sie nehmen keine Belehrung an, weil sie Theil zu haben glauben an der päpstlichen Unfehlbarkeit. Diese Die­ner eines liebreichen und zugleich eifrigen Gottes wenden sowol die Milde als die Strenge am unrechten Orte an. Von Nachsicht gegen die Gleichartigen, gegen ihre Parteigenossen und gegen sich selbst erfüllt, verfolgen sie mit der äußersten Rücksichtslosigkeit alle, welche so unglücklich sind, die Negierung zu beleidigen. Sie verzeihen eher einem Schurken, der einen Menschen ermordet, als einem Unbcdachtsamen, der einen Mißbrauch getadelt hat."

Wir bemerken hierzu, daß die Räuberbanden unter Pius dem Neunten ihr Handwerk fast in demselben großen Stil betreiben dursten, wie unter dem siebenten Pius, dessen Regierung sich herbeiließ, sie auf dem Wege eines Ver­trags, der den Häuptlingen Pensionen versprach, zur Niedcrlegung der Waffen zu vermögen; daß es lange Zeit nur da Sicherheit vor ihnen gab, wo fremde Truppen. Oestrcichcr und Franzosen, die Straßen rein hielten; daß in den letz­ten Jahren Städte von ihnen gebrandschatzt wurden; daß sie mitten in Bo­logna einen Postwagen beraubten und hart vor den Thoren von Nimini ein Landhaus angriffen. Freunde des Papstes behaupten, es sei bei der Natur des Landes und dem verwilderten Charakter der Bevölkerung unmöglich, die­sem Unwesen zu steuern. Wir entgegnen, daß die Verwilderung des Volkes von der päpstlichen Regierung verschuldet ist, daß die französische Verwaltung im ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts rasch mit dem Gcsindel fertig wurde, daß die Regierung Griechenlands, welche größere Schwierigkeiten vor sich und geringere Mittel zu Verfügung hatte, in wenigen Monaten mit der Säuberung des Landes zu Stande kam, als sie dieselbe energisch wollte. Der Regierung des Kirchenstaates mangelt diese Energie. Sie entwickelt Geschick und Kraft nur gegen politische Verbrecher. Als dasrothe Triumvirat" noch nicht acht­zehn Monate gearbeitet hatte, lagen zwischen acht und neuntausend politische Gefangne in den Kerkern, waren Hunderte derselben erschossen, darunter Bur­schen, die noch keinen Bart hatten und deren einziges Vergehen in dem Besitz einer Waffe bestanden hatte; waren selbst gemäßigte Männer, wie Mamiani, der zur französischen Intervention gerathen, und Farini. der sich entschieden gegen die Republik erklärt, in der Verbannung, waren Tausende zu polizeilicher Aufsicht xi-ecetto pudlioo verurtheilt, unter welcher sie ihre Landschaft nicht ver­lassen, die Nacht über die Straße nicht betreten durften, sich jede zweite Woche der Polizei vorstellen und jeden Monat einmal beichten mußten bei Strafe von drei Jahren öffentlicher Arbeit. Da die Polizei allen ihren Eifer auf

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