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Die östreichischen Finanzen.
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seit werden, die Aufhebung der Patrimonialgerichte, die Anlegung von Hypo­thekenbüchern, die theilweise Trennung der Justiz von der Verwaltung waren Kewiß nothwendig und erforderten starken Mehraufwand, wobei wir dahin­gestellt lassen müssen, ob man nicht hier in der Centralisation zu weit ging.

Entschieden möchten wir dies vom Ministerium des Innern behaupten, dessen Etat nach dem des Kriegs und der öffentlichen Schuld der bedeutendste im Bud­get ist. Allerdings mußte eine neue Verwaltungsorganisation geschaffen werden,

das Reich, das 184850 auscinanderzufallen drohte, zusammenzuhalten, wobei eine Centralisation unvermeidlich war. Aber auf den Grad derselben kommt doch sehr viel an, es ist nicht richtig, wie Vertheidiger des französischen Systems sagen, daß die Decentralisation die Verwaltung nur in die Peripherie ^'ge, aber an sich dasselbe bleibe, England beweist das Gegentheil. Eine eng- ^sche Selbstverwaltung ist nun allerdings nicht in Oestreich einzuführen, weil

unabhängigen Elemente dazu fehlen, aber wol darf man sagen, daß die Centralisation in Oestreich nur so weit geboten war, als die Reichseinheit sie forderte, die mechanische Nachahmung aber des französischen Einmischungs- , und Bevormundungssystems konnte um so weniger gute Früchte tragen, als ^ Organe für eine solche Beamtenarmee sehr mangelten und daher vielfach glücklich gewählt wurden. Auch der Polizeietat ist übermäßig hoch, ^enn man selbst die kostspielige Gensdarmerie gelten läßt, welche unzweifel-

viel zur Herstellung der Sicherheit und des Rechtsschutzes gethan hat; man envnge nur. daß die Polizei im lombardisch-venctianischen Königreich allein ^ Mill. Fl. absorbirte!

Fassen wir kurz unser Ergebniß zusammen. Zur Herstellung der östreichi- ^en Finanzen ist zuerst nothwendig Herstellung der Valuta, dann starke Ver­minderung des Armeebudgets, thunlichste Decentralisation und vor allem nach "u>en und außen eine Politik der Versöhnung und Gewissenhaftigkeit, welche ^ nut den bestehenden Verpflichtungen genau nimmt und die Ursachen der ^vnflicte beseitigt. Auch dann wird Oestreich der Anstrengung seiner besten ^fte bedürfen, um wieder festen Boden zu gewinnen, geht es aber auf dem 'sherigen Wege fort, so wird alle Phraseologie über seine unerschöpflichen '^lfsnuellen den Bankrott nicht aufhalten, der diesmal vielleicht mit der Auf- ">ung des Staates zusammenfallen könnte. V.

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^"nzboten IV. 1859.

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