280
das zerstreute Treiben der Gelehrten centralisirend, die Studirstubc popularisirend, immer im Besondern das Allgemeine, im Ideal den bestimmten Zweck festhaltend. So war er ein deutscher Bürger in der gesunden Bedeutung des Worts. Er war es aber noch in einem höheren Sinn, in einer Richtung, die leider unserm Bürgerthum noch immer zu fern liegt. Er konnte sich das^ Leben nicht denken, ohne eine ernste und unermüdliche Betheiligung am Staat. In den schweren Jahren, die wir durchgemacht, hat er nicht einen Augenblick abgelassen, nicht einen Augenblick dem Mißmuth nachgegeben, und wenn er jenes Feuers, jenes edlen Zornes über das Schlechte im hohen Grade fähig war, dessen Abwesenheit mitunter die Platte Alltäglichkeit sich selbst als einen Vorzug einredet, so wurde dieses Feuer durch eine Besonnenheit ausgeglichen, die im Augenblick wie im gesammten Lauf der Entwicklung stets das Wesentliche vom Zufälligen zu unterscheiden wußte. Wer an dialektischer Gewandtheit, an Vielseitigkeit der Gesichtspunkte, anch wol an Dctculkenntniß ihm überlegen war, stand nicht selten beschämt vor der Ataraxie dieses gesunden Menschenverstandes und vor der Jntensivität dieses Rechtsgefühls. Sein Tod ist ein schwerer, ein unersetzlicher Verlust, aber sein Andenken mag seinen Freunden stets ins Gedächtniß rufen, daß auch in den verworrensten Zeitströmungen der Compaß nicht fehlt, wenn man sich selbst treu bleibt.
'»4 Äillt tiitvAillt- »mnW'Z'/Ä - Üssinnlii'/V jl'>ülH',ll>'-;' >. i ' " ' -..!lt->'Zit 7'»I?liÖ!lcblkM'
Literatur.
Der hohe Norden im Natur- und Menschenleben. Dargestellt von Dr. Georg Hartwig. Erste Lieferung. Mit einer Karte. Wiesbaden, Kreidel und Nied- ncr. 1858. -— Ein Compilationswcrk, welches ein Seitenstück zu den neulich von uns angezeigten Reisen in Centralafrika von Dr. Schaumburg bildet, und über welches wir nach Vollendung des Ganzen ausführlicher Bericht erstatten werden. Für jetzt begnügen wir uns zu bemerken, daß der Verfasser neben der Schilderung der Pflanzen und Thiere, der Völker und Stämme des Nordens auch die Hauptereig- nissc der Geschichte jener Länder und den Lebcnsgang der Männer in das Bereich seiner Darstellung ziehen wird, welche hier als Forscher und Entdecker das Material unsers Wissens von diesen Regionen sammelten. Das erste Heft gibt zunächst einen Uebcrblick über die Polarländcr und das Pvlarmeer, charakterisirt das Volk der Lappen, erzählt ferner die Reisen des bekannten finnischen Sprachforschers CastrcN unter den nordeuropüischcn und sibirischen Polarmenschen und geht dann auf die Samojeden über. Das nächste wird die Ostjakcn schildern und die Eroberung Si- biriens durch die Russen erzählen. Die Darstellung ist anschaulich, doch würde das Buch gewonnen haben, wenn das Geschichtliche darin von dem Geographischen geschieden und — etwa in einem ersten Kapitel — für sich behandelt wäre. —
Verantwortlicher Redacteur: 0. Moritz Busch — Verlag von F. L. Herbig
ui Leipzig. Druck von C, E, Elbert in Leipzig,