47S
des düsteren Winters, daran knüpft sich die wahrscheinlich ebenfalls traditionelle Beziehung auf das eigene Herz; nach solcher Einleitung springt plötzlich ein dramatisches Element heraus, ein lustiges Wechselgespräch oder die Schilderung einer Situativ». Diese fast stereotype Verbindung verschiedenartiger poetischer Stimmungen, welche dem Leser sehr auffüllt, erklärt sich nur aus den alten Gesetzen eines dramatischen Volkstanzes.
Mit großer Feinheit hat Lilicnkrou zu beweisen gesucht, daß der höfische Neid- hart, wenn er sich inmitten der Bauern als Theilnchmer ihrer Täizzc, ihrer Liebe und ihrer Zänkereien darstellt, in den verschiedenen tölpelhaften Figuren, von denen einige häusig wiederkehren, nicht die Bauern selbst, sondern Höflinge seiner Bekanntschaft humoristisch behandelt hat/ Lilienkrons Ausführung ist auch in der Arbeit sehr schön. Und in der That gewinnen nicht wenige Gedichte erst bei solcher Voraussetzung den rechten Neiz. Aber ob R's. Bauern durchweg Masken sind, darf doch noch bezweifelt werden. Es scheint uns, daß wir über den gesellschaftlichen Verkehr der verschiedenen Stünde aus jener Zeit zu wenig wissen. Namentlich in Oestreich, wie in den adligen Schultiseien der deutschen Dörfer auf Slavcngrund, weist manches darauf hin, daß im 13. Jahrhundert der Edelmann auf dem Lande den Dorflcuten durchaus nicht sv fern stand, daß eine Theilnahme an ihren Festlichkeiten unter seiner Würde gewesen wäre. — Bei jeder Untersuchung über Leben, Sitten und Empfindungsweise unserer Vorfahren fühlt man mit Unbehagen, wie tiefe Dämmerung auf jener Zeit liegt.
Es ist zu hoffen, daß die edle Arbeit von Haupt zu neuen Untersuchungen anregen und dazu helfen wird, diese und andere Zwciscl über Neidharts Poesie aufzuklären.
Balbis allgemeine Erdbeschreibung oder Hausbuch des geographischen Wissens. Vierte Auflage. Bearbeitet von vr. Bergbaus. 2 Bände. Pest, Wien und Leipzig. Verlag von C. A. Hartlebcn 18K7 und 1858. Der Venctiancr Adriano Balbi ist eine der ersten Großen auf dem Gebiete der Geographie und Statistik. Sein ^t.l-rs stKuvL'raM'luv <Zu glode ist mit seinen reichen Zusammenstellungen nnd Uebersichten, bei denen auch die deutschen Forschungen berücksichtigt und namentlich die Resultate der vergleichenden Sprachkundc zur Anwendnng gekommen sind, noch jetzt unübertroffen, und sein ^.brügä cku Mu- Liu.M«z wurde fast in alle moderne Sprachen übersetzt. Eine dieser Uebersctznngen ist die Grundlage des obigen Buchs, dessen frühere Auflagen eine ungewöhnliche Verbreitung gefnnden haben, und welches in seiner jetzigen Gestalt allen Ansprüchen genügt, die man heutzutage an ein Handbuch' der Geographie zu stellen berechtigt ist. Namentlich zeichnet sich sein System durch Einfachheit und Ucbcr- sichtlichkeit aus, Eigenschaften, die sich nicht vielen Werken ähnlicher Art nachrühmen lassen. Die Bearbeitung durch Dr. Bcrghaus ist in den Hauptsachen durchaus gründlich und gewissenhaft. Mit sehr wenigen Ausnahmen fanden wir, daß dabei die zuverlässigsten Quellen über die einzelnen Gegenstände benutzt und alle wichtigeren geographischen Entdeckungen, alle irgend bedeutsamen Veränderungen auf dem Gebiete der Erdkunde bis auf das Jahr 1855 berücksichtigt worden waren. Mit besonderer Ausführlichkeit ist selbstverständlich Europa behandelt, und sind hier auf die Beschreibung Oestreichs allein mehr als acht Bogen von dem Format des brockhausschen Cvn-