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Die Revolution in China. 3. : Dind die Aufständischen Christen, und wird ihre Partei sliegen?
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Mitteln versehen hätten. Die Theurung war aber immerhin groß genug, und so meldeten sich von den Einwohnern der Stadt zahlreiche Freiwillige zur Auf­hebung der Blockade. Diese gelang, da die Nebellen keinen allgemein aner­kannten Führer hatten. Allein die Belagerer wurden nur zurückgedrängt. Sie zogen sich in die Provinz Kwaugsi und nach dem Osten von Kwangtung zurück, wo sie sich bis jetzt behauptet haben. Fast ganz Kwangsi und der Süden der nördlichen Nachbarprovinz Hunan ist in ihrer Gewalt. In jener Provinz haben sie fast alle Kreis- und Departementöstädte, ja nach den neuesten Nach­richten selbst die Hauptstadt Kweili eingenommen, auch scheinen sich einige Haufen von ihnen den Taipings am Tungtingsee angeschlossen zu haben. Mittlerweile war Kanton der Schauplatz einer Reihe von Hinrichtungen, die zu den gräßlichsten gehören, von denen die Geschichte erzählt. Es wurden von den kaiserlichen Behörden Preise aus die Habhaftwerdung von Errebellen gesetzt, und aus allen Orten wurden Massen dieser Unglücklichen einge­liefert. Sie wurden ohne Erbarmen zum Tode verurtheilt und in Rotten von Hunderten enthauptet. Man berechnet, das, seit der Aufhebung der Blockade von Kanton gegen 70,000 Menschen auf diese Art hingerichtet worden sind, und die meisten davon kommen ans Kanton selbst.

Manche halten dieses Verfahren, welches sich nur mit den Blutthaten Dschingiskhans vergleichen läßt, für einen Beweis von Kraft auf Seiten der kaiserlichen Regierung. Uns scheint vielmehr ein Zeichen von Schwäche zu sein. Mit dem Schwerte des Scharfrichters vertheidigt man wankende Throne nicht. Bei den Gebildeten Chinas müssen diese Metzeleien, we»n wir uns daS Volk auch noch so abgestumpft gegen blutige Schauspiele denke» wollten, einen tiefen und dauernden Abscheu hervorrufen, während die bloße Furcht, auf den leisesten Verdacht hin gleichfalls dem Säbel des Kopfab­schneiders überliefert zu werden, eine nicht geringe Zahl sonst friedlicher müther in das Lager der Nebellen führen wird.

Auch die Taipings haben zwar, wie wir sahen, massenhafte Hinrichtungen angeordnet. Allein ihre Stellung ist eine andere, sie haben in den Auge" des chinesischen Volkes immerhin daS für sich, daß sie nur gegen die fremden Unterdrücker deS Landes, gegen den verhaßten Mandschuadel, so Handel" welcher, wie alle Chinesen glauben, doch früher oder später ausgerottet wer^ den wird. Gegen ihre chinesischen Landsleute sind sie, auch wenn sie ih"^' Widerstand leisteten, nach dem Siege nicht strenger als die herrschenden ten in Europa verfahren, während die Kaiserlichen in dem begründeten Verdact) stehen, Massen von Leuten hingeschlachtet zu haben, die nie an Ausstand ge­dacht haben, lediglich um nach Peking berichten zu können, die Zahl Rebellen sei sehr groß, die Erringung des schließlichen Sieges schwer gewesen-

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