48t
gebung ist anmuthig und die Behandlung der Luft sehr weich, das beste Stück dürfte die „Küstenscene mit Vieh" sein. Als dritter im Bunde der englischen Porträtmaler ist Lawrence zu nennen, er ist vorzüglich der Maler des High-life und strebte darnach, möglichst vornehme, berühmte und schöne Personen zu conterfeicn; so sehen wir auf der Ausstellung die Gräfinnen Wilton und Derby, Mr. und Mrs. Croker, Master Lambton u. a.; letzterer durch einen Kupferstich bekannt. Von so vorzüglicher Feinheit indeß auch die Auffassung wie die Ausführung ist, so zeigt sich bei Lawrence doch schon ein gewisser stereotyper Zug der Anmuth, der an die Keepsake-Schönheiten erinnert, und oft gegen die individuelle treue Darstellung Zweifel einflößen muß, in weit höherem Maße tritt dieS noch bei den spätern und gegenwärtigen Miniaturporträtmalern wie Sir W. Roß und Thorburn hervor, die technische Ausführung auf Elfenbein ist meisterhaft, aber die Aehnlichkeit oft wenig fein geschmeichelt, wenn man die Originale vergleicht.
Der erste englische Künstler, der mit Glück in daö bewegte Leben eingriff, und dessen Darstellungen sogleich einen hohen Grad der Meisterschaft erreichten, war Hogarth; gleichwol, glauben wir, wird sich schwerlich jemand einer gewissen Enttäuschung erwehren, der zum ersten Mal ein Original des MeisterS sieht. Grade weil das Verdienst Hogarths überwiegend der charakteristischen Zeichnung und glücklichen Gruppirung gehört, lassen sich seine Genrebilder so vorzüglich durch den Grabstichel wiedergeben, aber wer kann leugnen, daß auch seine besten Stücke wie „der Weg der Buhlerin und deS Taugenichts" oder die Heirath nach der Mode hart und ungefällig in der Farbe sind? Ho- garth war unstreitig der itrcffendste Darsteller des englischen Lebens seiner Zeit, an übersprudelndem Humor und scharfer Satire ist er nie erreicht; merkwürdigerweise kämpfte er vergeblich gegen den herkömmlichen steifen Classi- ciSmus, der im Porträt durch Reynolds überwunden, in den andern Gattungen noch ganz herrschte. Auch Hogarth ging übrigens vom Porträt aus und hatte darin bedeutende Erfolge, sein Capilän Coram ist ein treffliches Bild, weniger Geschmack können wir dem bekannten „Garrick als Richard III." abgewinnen, es ist der Augenblick, wo der schuldige König aus seinem schrecklichen Traume auffährt, obwol ausdrucksvoll ist daS Bild nicht von Affectation frei. Hogarth erhielt dafür, wie er erzählt, mehr als je vorher einem englischen Künstler für ein Porträt gezahlt worden, nämlich 200 Pfd. St., während er für seine berühmte „Heirath nach der Mode" in sechs Stücken nur 100 Pfd. St. empfing. Eins seiner besten Bilder, welche nicht in die Reihe seiner Zeichnungen aufgenommen, ist der „Marsch der Garden nach Finchley". Der Nachtrab, der in buntester Auflösung einherzieht, bietet die vorzüglichsten Scenen auS dem Volksleben. Es erregte aber den großen Zorn Georgs II., der, als eö ihm gezeigt wurde, rief: „Wer ist dieser Hogarth? das will ein Maler sein!