1S9
Es ist daher sehr thöricht, jede neue astronomische, physikalische oder geologische Theorie immer wieder in die Schöpfungsgeschichte hineinpressen zu wollen und dadurch die Religion von den Streitigkeiten auf dem Katheder abhängig zu machen. Der religiösen Empfindung genügt die mosaische Schöpfungsgeschichte, wie sie ist (nicht wie sie Wagner und Genossen machen wollen) vollkommen. Sie ist kein kindisches Märchen, worüber man spotten könnte, sondern eine tiefe und ergreifende religiöse Poesie, und sie besitzt dieselbe innere Wahrheit, wie jede wahre Poesie.
Literatur.
Neue Reisclitemtur. — Aus Amerika. Erfahrungen. Reisen und Studien von Julius Fröbel. Erster Band. Leipzig, I. I. Weber. — Gute Bildung, achtungswerthe Gesinnung, ein bisweilen recht glücklicher Humor, frische treue Farben zur Schilderung von Dingen und Menschen und eine ziemlich scharfe Beobachtungsgabe wirken zusammen, um diesem Buche ciuen hervorragenden Rang unter der neuesten Literatur über Amerika zu sichern. Der Eintritt gebildeter Deutschen in das amerikanische Treiben ist selten von guten Folgen für sie gewesen. Die einen wurden zu unbedingten Verherrlichen, der „Musterrcpublik." Andere und zwar die meisten, fühlten sich so abgestoßen, daß sie auch das Weiße für Schwarz ansahen, verzweifelten, klagten und schimpften. Viele gingen im Parteiwesen, einige anch in dem Schmuz des gemeinen Egoismus unter. Wenige behielten einen klaren Blick, ein unparteiisches Urtheil, sehr wenige heitere Laune. Fröbel ist durch seine gute Natur und seine Bildung vor solchen Verlusten bewahrt worden. Er hat Gelegenheit gehabt, auch die bessere Gesellschaft des Nordens kennen zu lernen, er hat die Hauptsragen, um die es sich in den Vereinigten Staaten handelt, gründlich studirt und erwogen. Er hat uns ein sehr verständiges, mir etwas z» weit ausholendes Urtheil über die Sklaverei, eine dan- kenswerthe, nur bisweilen etwas zu doctrinäre Darstellung des Partciwescns, anschauliche Bilder aus Virginicn und eine Schilderung der Natur und der Menschen in Centralamerika geliefert, die vielleicht die beste'ist, welche bisher geschrieben wurde und mit der das schcrzersche Buch über denselben Gegenstand keinen Vergleich aushält. Wir behalten uns vor, in einem der nächste» Hefte der Grcnzbvtcn einige Auszüge M geben, die sich aus die für uns interessantesten Gegenstände: Sklaverei und Partciwescn beziehen, und empfehlen inzwischen das Werk angelegentlich. —
Aus und über Italien. Briefe an eine Freundin von H. Schlütcr. Erster Band. Hannover. Karl Ninnplcr. - Dieser erste Theil enthält im Wesentlichen die Resultate der Beobachtungen des Verfassers während eines Aufenthalts in Venedig, welcher von Anfang Octobcr 1835 bis gegen Ende April 1856 dauerte. Der Verfasser hat sich in dieser Zeit fleißig umgesehen unter den Bildern der Kunst wie «uter den lebendigen Bildern in den Straßen und in den Häusern. Er hat zu den "stern ein gutes Verständniß und die Liebe mitgebracht, die sich auch in das Detail versenkt, zu den zweiten Unbefangenheit, humanen Sinn und Freude an dem, was