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im Voraus bekannter ist, während obendrein die meisten sich noch über die Gefahren des Börsenspiels Täuschungen hingeben. Nur eine Classe von regelmäßigen Fondsbörsenbesuchern steht bei nur gewöhnlicher Vorsicht ziemlich frei von Verlusten da; es sind dies die Makler, welche sich inmitten all jener unternehmenden Geister bewegen, Geschäfte nicht blos vermittelnd, sondern auch veranlassend. Die Makler sind das Salz der Börsen, und welche, mögen andere an den Coursen gewinnen oder verlieren, ihre Courtage verdienen. Wo die Zahl der Fondsmakler begrenzt und zugleich ein lebhaftes Fondsgeschäft besteht, wie in Paris, da verdienen sie alljährlich ganz ungeheure Summen. Hinter den Maklern verstecken sich übrigens häufig ganz andere Namen und Interessen, welche die Luft der Ocffentlichkeit zu scheuen für gerathen finden.
Zwischen dem Fondshandel und jedem andern Geschäftszweige besteht ein sehr radikaler Unterschied, der in den Bedingungen ihrer Existenz liegt. Der eigentliche Handelsverkehr ist auf wirkliche Bedürfnisse gerichtet, nämlich die Zuführung von Stoffen und Fabrikaten aller Arten zur Konsumtion, entweder direct oder auf dem Umwege mehrfacher Verarbeitungen. Mag auch immerhin die Spekulation neue Bedürfnisse des consumirenden Publicums so zu sagen schaffen; in dem Begehr und der Genußfähigkeit der Einzelnen und der Völker sind hier Grenzen gegeben, die nicht ungestraft überschritten werden können. Selbst der eigentliche Geldhandel, das Bankiergeschäft, hilft diesem allgemeinen Verkehr nur die Mittel an die Hand geben, durch Wechsel, durch Discontiren, durch Geldumsätze und Credite; so lange er auf sicherem Boden gedeihen will, darf er sich aus den Kreisen deS regelmäßigen Waarengeschästs nicht entfernen oder nur mit der allergrößten Vorsicht in das Fondsgeschäft hinübergreifen. Dieses aber beruht in der That nirgend aus wirklichen, sondern ausschließlich auf künstlich erschaffenen Bedürfnissen. Sein Wirkungskreis ist nicht an eine Konsumtion gebunden, die wiederum in der Verzehrungsfähigkeit ihre Grenzen findet, sondern an das Nimmersatte Streben Geld zu verdienen. Auch die Werkzeuge, mit denen eS arbeitet, sind nicht wie die Handelsgüter nur innerhalb einer gewissen Grenze zu beschaffen, sie sind vielmehr einer ganz unberechenbaren Ausdehnung sähig, und wo sie in Wirklichkeit fehlen, genügt es vollständig, sie zu singiren. Das Auf und Nieder der Waarenpreise beruht aus Produktion und Begehr; die reichlichste Produktion wird mit der Zeit vom Begehr eingeholt und der stärkste Begehr verursacht nur noch größere Production. DaS Auf und Nieder der Fondspreise dagegen geht von unberechenbaren Zufälligkeiten aus, von der vorübergehenden Gunst der Verhältnisse, von dem jeweiligen Geldvorrath der spekulativen Köpft, von der Sicherheit oder Unsicherheit der politischen Zustände, vor allem von dem, was die Fondsbörse „Meinung" nennt, jenem unbestimmten Etwas, das sich noch weniger an Regeln bindet, alö das Wetter. Der wesentlichste Unterschied