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Jeremias Gotthelf und Leopold Schefer.
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ihre Farbenpracht, je ergreifender die Gewalt ihrer Stimmungen, desto mehr hat man Veranlassung, vor einer Richtung zu warnen, die im Leben wie in der Kunst gleich verderblich ist. Es ist wahr, in den Romanen Gotthelfs macht sich der Geruch der Käserei und des Kuhstalls zuweilen mehr bemerklich, als man wünschen könnte, während sich bei Schefer alle Wohlgerüche, alle narko­tischen Essenzen deö Orients concentriren; aber dort wird die Seele erfrischt und gestärkt, hier hinterläßt der Opiumrausch üble Nachwirkungen. I. S.

Ein Stück alte Leinwand.

Die Tapete von Sitten. Ein Beitrag zur Geschichte der Xylographie von Nr. Fer­dinand Keller. (Mitth. d. antiquar. Gesellschaft zu Zürich, B, 9. H. 6-) Zürich 1837.

Die Bildung jeder Zeit gibt nicht nur neue Gesichtspunkte für Beurtheilung der Vergangenheit, sondern sie eröffnet dem Gelehrten auch den Zugang zu ganz neuen Seiten des alten Lebens. In der Periode Lessings, Winckelmanns, deS jungen Goethe, war die Alterthumswissenschaft fast ausschließlich aus das Verständniß der Poesie und bildenden Kunst gerichtet. Durch die fran­zösische Revolution und den Sturz des deutschen Reiches wurde die Verfassung der Staaten und ihre Gesetzgebung für jedermann eine Sache ernsten Nach' denkens. Damals kam in unsere historische Schule der große Sinn, in welche»' Niebuhr, Savigny und ihre Zeitgenossen die Geschichte der Staaten, ihrer Verfassung und ihres Rechtes schrieben. Die romantische Bildung hat uns nicht nur die neue Wissenschaft des deutschen Alterthums, sondern auch ein tiefsinnigeres Erfassen des antiken Glaubens und Gemüthes gebracht. In der Gegenwart haben unsere socialen Fragen auch ein neues Interesse an den gesellschaftlichen Zuständen des Alterthums ausgebildet, an Production und Consumtion, Handel, Gewerbe und Münzwesen, an dem polirischen und sitt­lichen Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter. Und der deutsche Gelehrte, welcher berufen ist, uns jetzt die Auflösung der römischen Welt in die deutsche zu erzählen, wird mit größerer Detailkenntniß als Gibbon die allmälige Bcir- barisirung des Römerreiches nicht nur aus den politischen Schäden des Staates, sondern ebenso sehr aus den socialen Krankheiten jener Jahrhunderte herzuleiten wissen. Auffallender noch erscheint die Einwirkung moderner Zustände a unsere Anschauung des Alterthums, wenn man die Arbeiten einzelner ^ lehrten ansieht. Daß ein preußischer Offizier veranlaßt wurde', nach der Schroe'Z