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Die Verschönerung der Landschaft durch den Menschen.
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Die Verschönerung der Landschaft dnrch den Menschen.

Das Decamcron oder zehn Darstellungen vorzüglicher Forme» und Charakterver- binduugcn aus dem Gebiete der LandschaftSgartcnkuust mit ausführlichen Erklärungen von Rudolph Sicbcck. Mit zehu illnstrirten Plänen. Leip­zig, Arnoldischc Buchhandlung.

Indem wir die Vollendung dieses schönen Werks anzeigen, fügen wir noch einige erläuternde Bemerkungen über die Tendenz desselben hinzu, weis um so nöthiger sein dürfte, da der in seinem Fach sehr geschickte und verdienst­volle Verfasser der Feder nicht recht mächtig ist und in seinen Erklärungen zu­weilen zu Mißverständnissen seines Zwecks Anlaß gibt.

So lange in der Gartenkunst der widersinnige Geschmack herrschte, der Natur zum Trotz ein abstractes Ideal hervorbringen zu wollen, konnte sich der Borzeichncr damit begnügen, je nach der Mode ein symmetrisches, oder ein labyrinthisches Bild zu entwerfen, welches man dann ausführte, mit vollständi­ger Rücksichtslosigkeit gegen die Bedingungen des Bodens und des Klimas.

Zur Zeit des verzerrten französischen Geschmacks strebte man hauptsächlich nach symmetrisch ausgeführ.ten Linien und Flächen. Wo beschnittene Bäume dazu nicht ausreichten, nahm man allenfalls das Mineralreich zu Hülfe und zog seine Linien mit Muscheln, Steinen und buntem Sand. Als man da­hintergekommen war, daß nur das Verworrene romantisch sei, suchte man sich zuerst die romantischen Ingredienzien zusammen, Höhlen, Grotten, Wasserfälle, Felsen, Brücken u. f. w. Wo diese nicht vorhanden waren, führte man sie künstlich auf, und es genügte vollkommen, wenn in jedem Augenblick das Ge­fühl des Kontrastes hervorgerufen wurde.

Jetzt hat man eingesehen, daß der Zweck der Gartenkunst nur sein kann, der Natur nachzuhelfen, sie den Augen so erscheinen zu lassen, wie es gewisser­maßen in ihrer Absicht lag. Die Aufgabe ist dadurch einfacher, aber auch wieder schwerer geworden, denn um die Natur zu verschönern, muß man sie jetzt erst verstehen lernen.

Es kommt also zunächst darauf an, das Auge für die natürlichen Schön­heiten der Landschaften und für das, was sich daraus machen läßt, zu schär­fen; sodann das Material zusammenzustellen, welches zu diesem Zweck zur Verfügung steht, und die zweckmäßigste Art und Weise seiner Benutzung an­zugeben.

Wie bei allen zeichnenden Künsten, geschieht das auch hier am besten durch Beispiele; denn um die Verhältnisse richtig zu verstehen, muß man sie vor Augen haben. Der Verfasser hat in einer Reihe von Tableaur die ver­schiedenen Bedingungen, welche die Natur in unsern Gegenden dem Menschen

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