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Geschichte und Politik.
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Punkt der protestantischen Gesinnung. In dieser Beziehung verdient das Unternehmen durchaus Beifall; nur hätten wir gewünscht, daß der Verfasser diesem Zweck gemäß jeden Anschein ein« gelehrten Arbeit vermieden hätte. So ist z. B. die in der Einleitung gegebene historische Literatur ganz merk­würdig unkritisch, und der Verfasser hätte sie einfach weglassen können, da sie den Schüler gar nichts angeht. ,

Zur Situation.

A. L.

Als der Friede geschlossen wurde, war es ein Lieblingswort derjenigen, die die Verlängerung des Kriegs gewünscht hätten, daß dieser Frieden nicht lange dauern werde. Der Vertrag vom 13. April mit seinem Rußland hingeworfenen Mißtrauensvotum ließ sogar annehmen, daß bei den westlichen Großmächten ein ähnlicher Glaube herrschte. Und doch ist bis jetzt nichts hervorgetreten, welches die Annahme rechtfertigen sonnte, daß sich ein neuer Krieg Europas gegen Ruß­land vorbereite. Nußland bat nicht nur die Friedcnsbcdingnngcn gezeichnet, sondern sich ihnen auch unterworfen, es führt sie aus, wenn auch mit kleinlicher Benntzung des ihm zustehenden Rechts, die abzutretende» Festungen zu demoliren. Die Politiker des Mißtrauens haben anch darin vollständig Unrecht erhalten, wenn sie glaubten, daß nun die Wcstmächte ihrerseits der Türkei das authun würden, um dessen Abwendung sie Nußland den Krieg machten. Aber abgesehen von den englisch-amerikanischen Differenzen ist in Europa selbst seitdem ein Keim künftiger Zerwürfnisse nach dem andern aufgeschossen. Die Haltung Schwedens gegen Ruß­land, Sardiniens gegen Oestreich, der Streit um die künftige Gestaltung der Donanfürstenthümer und der Zwist Dänemarks mit deu beiden deutschen Groß­mächten sind -au sich gcriugfügig, sie zeigen aber die Wege, welche die Zukunft Europas nehmen wird und verdienen scharf in das Ange gefaßt zn werden. Denn es sind nicht vorübergehende Erscheinungen, sondern sie beruhen auf inneren Noth­wendigkeiten, welche morgeu noch dieselben sein werden, welche sie hente sind.

Für Deutschland sind zunächst seine Verhältnisse zu Dänemark von einem unmittelbaren Interesse. Die Noten, welche jetzt von Prcnßen und dann von Oestreich in Kopenhagen übergeben sind, haben die schleswig - holsteinsche Ange­legenheit in ein neues Stadium gebracht. Vor 18i8 erfreuten sich die Herzvg- thümer nicht der Gunst der Höfe; was 18i6 für sie geschah, war ein widcrwilliges Zugestcindniß an die schwellenden Flnten der öffentlichen Meinung. Im Jahr 186.8 wurde diese Angelegenheit von den meisten Regieruugen als eine rein revo­lutionäre betrachtet, desto eifriger unterstützt und desto rascher verlassen. Die östreichische Intervention machte ihr dann im Namen des deutschen Bundes oder, vielmehr Rußlands ein Ende. Wir erinnern uns noch, wie im Jahr 1832 die östreichischen Blätter die Versicherung gaben, durch die neuen Ordnungen, welche